Los vientos de África – Winde aus Afrika

Eine Filmreihe in Zusammenarbeit mit dem Instituto Cervantes und dem Afrikanischen Filmfestival Tarifa – Tanger präsentiert im Oktober und November vier Filme, die angesichts der black lives matter – Bewegung hochaktuell sind. Es geht allerdings um Südamerika und die Folgen der Sklaverei.

Zur Zeit der Kolonialisierung wurden bis 40 Millionen Schwarzafrikaner*innen über den transatlantischen Sklavenhandel in die „neue Welt” verschleppt. Dabei wurden vier bis fünf Millionen Menschen in die Karibik gebracht, 3,5 bis fünf Millionen gelangten nach Brasilien. Afrikanisch-stämmige Menschen machen in Südamerika heute ein Viertel der Gesamtbevölkerung aus und sind nach wie vor stark von Rassismus, Diskriminierung und Ausgrenzung betroffen. Oftmals nicht einmal als Minderheit anerkannt, leben viele Afro-Lateinamerikaner*innen in Armut, mit nur wenig Zugang zu Bildung oder Teilhabe an der Gesellschaft.

Winde aus Afrika ist ein Wanderprogramm, das vier in Südamerika produzierte Spielfilme vereint. In Zusammenarbeit mit dem Internationalen Festival von Tarifa soll es dazu beitragen, der Diaspora afrikanisch-stämmiger Gemeinschaften in Brasilien, Kolumbien, Kuba, Venezuela, Ecuador und Mexiko mehr Sichtbarkeit zu verschaffen. Das Afrikanische Filmfestival Tarifa – Tanger, das auf beiden Seiten der Meerenge stattfindet, wird von der gemeinnützigen Organisation Al Tarab schon seit siebzehn Jahren organisiert. Es ist weltweit das einzige Festival, das gleichzeitig auf europäischem und afrikanischem Boden stattfindet. Es hat sich zum Ziel gesetzt, Filme zu zeigen, die einen Blick fern aller Stereotype und in hoher Qualität bieten und kaum über kommerzielle Verleiher erhältlich sind.

Cocote / Domenikanische Republik

DR / ARG / D / KAT 2017, Regie: Nelson Carlo de los Santos Arias, mit Vincente Santos, Yudith Rodríguez, 106 Min., span. OmengU

Alberto ist ein braver Protestant und arbeitet als Gärtner in einem der vornehmeren Häuser im dominikanischen Santo Domingo. Seine Wurzeln in seiner kleinen Heimatstadt und die Bräuche der Menschen vor Ort haben nichts mehr mit seinem jetzigen Leben zu tun. Doch dann erreicht ihn die Nachricht vom gewaltsamen Tod seines Vaters durch einen Polizisten. Alberto sieht sich gezwungen, in die alte Heimat zu reisen, um der Totenwache und dem Begräbnis beizuwohnen. Dort muss an religiösen Ritualen teilnehmen, die nicht mit seinem Glauben vereinbar sind und seine Familie will, dass er den Mord an seinem Vater rächt.

Eine überwältigende Geschichte der Rückkehr, Trauer und Rache, mit der Kraft und den Ritualen der Dominikanischen Republik versetzt. (Film Comment)

Fiebrig und bildgewaltig. (Der Standard

Ein vollendeter, starker, beunruhigender Film. (The Guardian)

Siembra – Die Saat / Kolumbien

COL/D 2015, Regie: Santiago Lozano & Ángela Osorio, mit Diego Balanta, Ines Granja, Jose Luis Preciado, 82 Min., OmengU

Der Bauer Turco muss wegen der allgegenwärtigen Gewalt in seiner kolumbianischen Heimat mit seinem Sohn vom Pazifik in die Großstadt fliehen. Es soll nur eine Notlösung auf Zeit sein. Doch alle Hoffnungen, bald nach Hause zurück zu kehren, zerschlagen sich, als Turcos Sohn ermordet wird. Voller Schmerz versucht sich der trauernde Vater in der fremden Stadt zurecht zu finden und für seinen Sohn ein Begräbnis zu organisieren. Doch wie auch die meisten anderen der mehr als sechs Millionen vor dem Krieg geflüchteten Kolumbianer*innen ist ihm klar: Hier gehört er nicht dazu.
In Locarno gewann „Siembra” 2015 den Boccalino-Preis der Unabhängigen Filmkritiker für die beste Regie. Auf dem 56. Cartagenas Filmfestival bekam der Film den Spezialpreis der Jury.

„Siembra“ hätte leicht in eine unbedeutende, weil überdramatisierte Darstellung der Verdrängung in Kolumbien kippen können. Doch Turcos Universum wird mit so viel Mitgefühl beschrieben, dass dem Farmer, der nur sein Land bebauen will, auf diese Weise wieder Gerechtigkeit zuteil wird. (Berliner-filmfestivals.de)

Vergangene Filme aus dieser Reihe:

Perro Bomba / Chile

CHL/F 2019, Regie: Juan Cáceres, mit Daniel Antivilo, Junior Benjamin & Blanca Lewin, 80 Min., One-Future-Preis 2019, OmengU

In der Hoffnung auf ein besseres Leben hat es den jungen Haitianer Steevens nach Santiago de Chile gezogen. Er findet Arbeit, ein Dach über dem Kopf und verbringt viel Zeit mit Freund*innen und auf Partys. All seine Träume scheinen in Erfüllung zu gehen. Doch plötzlich steht Junior, ein Jugendfreund aus Haiti vor der Tür - als illegaler Einwanderer. Als Steevens ihm hilft, fällt sein wundervoll normales Leben in sich zusammen wie ein Kartenhaus. Er gerät in eine Schlägerei mit seinem Chef und verliert seine Arbeit. Im Handumdrehen wissen alle davon und Steevens wird von seiner Community und seinem Freundeskreis ausgeschlossen. Nun muss er sich erneut in Santiago auf die Suche nach Arbeit, Anerkennung und einem neuen Zuhause machen

"Perro Bomba" zeigt, auf erschreckend reale Art, die existenzielle Notsituation eines haitianischen Immigranten in Chile. Ohne zu stark zu polarisieren, geht man mit dem Protagonisten durch eine Welt der Widerstände, des Rassismus sowie der eigenen Sehnsüchte und Traditionen. "Perro Bomba" verzichtet auf Hochglanzbilder und bombastische Kinoästhetik und vermittelt mit schlichten, dokumentarisch anmutenden Bildern den Eindruck einer Echtheit, die dem Film tatsächlich zugrunde liegt. Aus genauen Beobachtungen im eigenen Umfeld und entstanden aus Improvisationen, kreiert Juan Cáceres mit seinen Darstellern eine Geschichte, die einen berührt und in ihrer Tragik ergreift.
(Aus der Jurybegründung des One_Future_Preises Interfilm-Akademie)

La Negrada – Black Mexicans / Mexiko

MEX 2018, Regie: Jorge Pérez Solano, mit Magdalena Soriano, Juana Mariche Domínguez, 102 Min., span. OmengU

In der afro-mexikanischen Community Costa Chica in Oaxaca sind Ehen sozial akzeptiert, in denen der Mann außer seiner Frau noch weitere Geliebte hat. So teilen sich Juana und Magdalena ihr Leben mit der Ehefrau Neri, obwohl beide Geliebte genau wissen, dass ihnen dieses Arrangement nicht gut tut. Als Juana schwer krank wird, entschließt sich Magdalena ihr Leben endlich selbst in die Hand zu nehmen.
In Mexiko wird der schwarze Teil der Bevölkerung, der immerhin ein Prozent ausmacht, noch immer nicht als ethnische Minderheit anerkannt – so werden Afro-Mexikaner*innen täglich Zielscheibe von systematisch klassizistischem Rassismus. „La Negrada“ wird als der erste Film gefeiert, der afro-mexikanisches Leben auf großer Leinwand portraitiert. Allerdings äußerten sich auch viele schwarze mexikanische Kollektive kritisch gegenüber den teils rassistischen Aussagen des Regisseurs und den ihrer Meinung nach klischeehaften Darstellungen afro-mexikanischer Menschen.

The skin color does not make someone more or less Mexican and that is something that BLACK MEXICANS manages to affirm thanks to its powerful message. (cine sin fronteras)

The film tells the story of a “queridato,” a man who has a wife and a girlfriend, his “querida.” The casual machismo in the film made me uncomfortable. When the main character talks down at the women in his life, the audience in my theater laughed — a testament to the normalization of violence toward Afro-Mexican women.
(Mujeres en Medio – a digital platform for multi-media storytelling by of womxn-of-color)