Green Border

Zielona granica - L/F/CZ/B 2023, Regie: Agnieszka Holland, mit Jalal Altawil, Maja Ostaszewska, 147 Min., poln./arab./engl./frz. OmU

2021. Da die Länder Europas seine Präsidentschaft nicht akzeptieren, lockt der belarussische Diktator Alexander Lukaschenko gezielt Flüchtlinge an die Grenze seines Landes zu Polen. Dort würde die Einreise in die EU garantiert gelingen. Also haben Bashir und Amina mit ihrer syrischen Familie wie viele andere Geflüchtete einen Flug nach Minsk gebucht, um von dort über die grüne Grenze nach Polen und dann zu ihren Verwandten in Schweden zu gelangen. Doch die Verheißung wird zur Falle. Zusammen mit Tausenden anderen steckt die Familie im sumpfigen Niemandsland zwischen Polen und Belarus fest. Von den Grenzschützern beider Länder werden sie im streng abgeschirmten Sperrgebiet hin und her getrieben und sin abgeschnitten von jeder Hilfe. Am Rand der unermesslichen Białowieża-Wälder versucht Julia als Teil einer Gruppe von Aktivist*innen, die in den Wäldern festsitzenden Geflüchteten mit dem Nötigsten zu versorgen. Jan, Beamter des polnischen Grenzschutzes, stammt selbst aus der Gegend. Die Eskalation und das Leid der Geflüchteten stellt die Gewissheiten seines Lebens mehr und mehr in Frage.
„Green Border“ wurde bei den Filmfestspielen in Venedig 2023 mit dem Spezialpreis der Jury und sechs weiteren Preisen ausgezeichnet. Darstellerin Maja Ostaszewska war selbst als Aktivistin an der Grenze im Einsatz. Für Aufsehen sorgte eine Aussage von Polens Justizminister, der Hollands Film mit NS-Propagandawerken verglich. 

Agnieszka Holland // 1948 in Warschau geboren, gehört zu den bedeutendsten Regisseurinnen und Drehbuchautorinnen Europas. Zu ihren bekannten Werken gehören „Bittere Ernte“ (1985), „Hitlerjunge Salomon“ (Originaltitel: „Europa Europa“, 1990) oder „Die Spur“ (Originaltitel: „Potok“, 2017), ausgezeichnet bei der Berlinale 2017 mit einem Silbernen Bären. Zudem führte sie Regie bei wichtigen US-Fernsehserien wie „The Wire“ oder „House of Cards“. (pifflmedien.de)

Seit dem Ausbruch der Flüchtlingskrise an der polnisch-belarussischen Grenze im Jahr 2021 wurden mindestens 217 Menschen im Grenzwald zwischen den beiden Ländern getötet. (Quelle: Euractiv, ein 1999 gegründetes, unabhängiges paneuropäisches Mediennetzwerk, das auf EU-Angelegenheiten spezialisiert ist).

In Schwarz-Weiß gedreht und auf die Vorgänge in den Wäldern entlang der Grenze konzentriert, zeichnet der Film mit aller Härte die Aushöhlung von Menschenrechten und der europäischen Asylrechtsregelungen im Zuge der Flüchtlingskrise ab 2014 nach. Er stellt eine harsche Anklage der polnischen Flüchtlingspolitik und der Europäischen Union dar. (www.filmdienst.de)

Ever tough-minded, Holland opens up questions about the very conscience of a modern society—not just for Poland (where conservative policies have embraced xenophobia) but for Europe as a whole. (Nicolas Rapold, www.viennale.at)

„Agnieszka Holland hat kein Manifest, sondern einen hoch humanen, hellsichtigen und weisen Film gedreht, der es sich in seinen Beobachtungen nicht leicht macht. Ganz Europa sollte ihn sehen, denn ganz Europa ist in diesem Film präsent, mit den hellen und den sehr dunklen Seiten.“ (Festival >Around The World in 14 Films<)