Zweite Chance

Viele Filme sind schneller wieder aus dem Kino, als es dem Publikum lieb ist. Hier kriegen Filme und die Zuschauer*innen, die sie verpasst haben, ihre zweite Chance auf eine Begegnung im Kino.

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Schleimkeim – Otze und die DDR von unten

D 2023, Buch, Regie: Jan Heck, 96 Min.

In der DDR galt Subkultur als Gefahr für die Staatssicherheit und wurde von den einheitssozialistischen Machthabern durch die Stasi beobachtet. Trotzdem gründete Dieter Ehrlich, genannt Otze, bereits 1980 mit seinem Bruder Klaus die heute legendäre Punkband „Schleimkeim“. Mit Otze als Songwriter und Sänger, Klaus an der Gitarre und Dippel am Bass erweckten die drei aus Stotternheim bei Erfurt den Punk hinter dem Eisernen Vorhang zum Leben. Während Punks schon aufgrund ihres Aussehens hinter Gitter kamen, veröffentlichten Schleimkeim unter dem Decknamen „Saukerle” ihre erste Platte, tourten unter dem Radar durch die DDR und kamen regelmäßig in Schwierigkeiten mit dem Staatsschutz. Otze, Held und Begründer seiner eigenen Bewegung, probierte einiges an Drogen aus dem Westen aus und hatte mehr und mehr mit psychischen Problemen zu kämpfen. Seine letzten Jahre verbrachte Otze in einer psychiatrischen Klinik. 2005 verstarb er an einem Herzinfarkt. Auch wenn sein Name wenigen in Deutschland bekannt sein wird, kommt man heute an Schleimkeim praktisch nicht vorbei. Der Dokumentarfilm von Jan Heck porträtiert durch Interviews mit Zeitzeug*innen, Freund*innen und Bandkollegen sowie Archivmaterial das Leben des Punks und seiner Band sowie deren Widerstand gegen das System bis zum Mauerfall.

Ein Szenefilm, der liebevoll alte Ikonen des DDR-Punk ins Hier und Jetzt katapultiert und das Publikum mit offenen Mündern zurücklassen dürfte. (Mainz, FILMZ Festival 2023)

Dieter „Otze“ Ehrlich wurde mit seiner Band vom Bauernjungen zur DDR-Punk-Legende. Wie es dazu kam, erzählt ein junger Filmemacher aus Baden-Württemberg in einem Dokumentarfilm. (Theresa Berwian, www.swr.de)