Die Unsichtbaren

D 2023, Regie: Matthias Freier, mit Marianne Atzeroth-Freier, 98 Min.

Viele erinnern sich noch heute an die grausamen Säurefassmorde in Hamburg in den 1990er Jahren. Damals wurde der Fall von Marianne Atzeroth-Freier gelöst, eine der ersten Frauen bei der Hamburger Mordkommission. Ihren Namen kannte lange Zeit niemand, ihre Leistung wurde zu Lebzeiten kaum gewürdigt. Als Frau hatte sie es schwer, von den alteingesessenen männlichen Kollegen bei der Kriminalpolizei ernst genommen zu werden. Dabei war sie die einzige, die bei den Nachforschungen zu zwei Vermisstenfällen einen Zusammenhang erkannte und weiterermittelte, und das gegen den Willen ihrer Vorgesetzten und Kollegen. Gegen den hartnäckigen Widerstand ihres Vorgesetzten erreichte Atzeroth-Freier schließlich die Einrichtung einer Sonderkommission.
Regisseur Matthias Freier, der Stiefsohn der bereits verstorbenen Marianne Atzeroth-Freier, hat oft mit ihr über die Fälle gesprochen. Mit seinem Dokumentarfilm möchte er seiner Stiefmutter ein Denkmal setzen. Er offenbart die schockierenden Hintergründe und den beschwerlichen Weg der Ermittlerin zur Aufklärung dieses unfassbaren Verbrechens.

Der Mörder wird überführt, doch ihre Arbeit wird nicht anerkannt. Es scheint, als ob die Kommissarin den Männern lästig ist, weil sie ihre bequeme Routine stört. Sie hat es gewagt, als Frau in die unheilige patriarchalische Allianz männlicher Machtstrukturen einzubrechen. Dafür muss sie bestraft werden. Doch sie bleibt ruhig und erträgt still alle Demütigungen und Frechheiten ihrer Kollegen….
Marianne Atzeroth-Freier steht sinnbildlich für alle „Unsichtbaren“, nicht nur die ermittelnden Kriminalbeamtinnen und -beamten, sondern auch die Opfer und ihre Angehörigen, die hier ebenfalls eine Stimme erhalten. Freier konnte auf eine riesige Materialfülle zurückgreifen: auf viele Tonaufnahmen seiner Stiefmutter, Fotos, Interviews mit Beteiligten und Betroffenen, Archivbilder des Fernsehens. „Die Unsichtbaren“ ist ein packender Film, von Anfang bis Ende. (Gaby Sikorski, www.filmdienst.de)


Regisseur Matthias Freier haben die Berichte von seiner Stiefmutter nicht losgelassen: „Ich glaube schon, dass das was mit einem macht, einen Mann zu verfolgen, der Frauen missachtet und auch umbringt. Und ich glaub auch, das hat etwas mit ihr gemacht. Sie wollte einfach nur ernst genommen werden als Kriminalistin. Darum ging es ihr." Anerkennung für die Aufklärung hat sie zu Lebzeiten nie bekommen, dieser Film setzt Marianne Atzeroth-Freier zu Recht ein Denkmal. (Jonas Kühlberg, www.ndr.de

MATTHIAS FREIER (*1969 in Hamburg) studierte Philosophie und Film und ist seit Jahren vor allem im Bereich Musikvideos und Werbung erfolgreich. Er hat über 20 Jahre an dem Film über seine Stiefmutter gearbeitet. (www.filmfesthamburg.de)