queerfilmnacht

Die queerfilmnacht vereint die beiden bisherigen Filmprogramme – die rein lesbisch ausgerichtete L-Filmnacht und die schwule Gay-Filmnacht – und öffnet sich zugleich gegenüber Filmen, die auch andere sexuelle Identitäten wie Bisexualität, Transgender, Intersexualität usw. thematisieren.

Die queerfilmnacht wird präsentiert vom Online-Magazin www.sissymag.de und zeigt deutschlandweit sowie in Österreich in gut 30 Kinos die besten Filme, die das queere Weltkino aktuell zu bieten hat. Jeder Film wird von sissy in einer ausführlichen Rezension besprochen.

Verführung - Die grausame Frau

D 1985, Regie Elfi Mikesch, Monika Treut, mit Mechthild Großmann, Udo Kier, 84 Min., restaur. Version

Wanda ist geheimnisvolle Domina und zugleich scharfsinnige Geschäftsfrau. In ihrer Galerie am Hamburger Hafen inszeniert sie sadomasochistische Rituale in ästhetischer Form für ein zahlendes Publikum. Ihr Beruf ist es, grausam zu sein und ihr Spezialgebiet ist es, ihre Liebhaber*innen zu verführen und in die Falle zu locken. Auch privat haben alle Liebhaber*innen ihren Spielregeln zu folgen. Ihre Schülerin Justin begreift schnell, was für ein teuflisches und cleveres Spiel die Verführung ist. Herr Märsch, der Wanda interviewen wollte, entdeckt plötzlich seinen masochistischen Charakter. Gregor, ihr auf der Bühne sklavischer Partner, verliebt sich in Wanda und Caren, lesbische Freundin und auch Geschäftsfrau, leidet unter der Situation. Deshalb wird sie aus dem Spiel ausgeschlossen - die Show muss weitergehen. 
Die Wiederaufführung des bahnbrechenden Debütfilms aus dem Jahr 1985 feiert Monika Treut, die seit nun mehr 40 Jahren mit ihren lustvoll-subversiven Spiel- und Dokumentarfilmen das queere Kino in Deutschland und der ganzen Welt prägt. Der Film ist eine Gemeinschaftsproduktion von Monika Treut, die ihre Dissertation über das Frauenbild bei de Sade und Sacher-Masoch schrieb, und Elfi Mikesch, der Kamerafrau von Werner Schroeter und Rosa von Praunheim.

Gleich Monika Treuts erster Film wird 1985 zur Berlinale eingeladen, in die Nebenreihe Internationale Forum des Jungen Films. Im Mittelpunkt von „Verführung - Die grausame Frau" nach Motiven von Sacher-Masoch steht eine Domina, die selbstbewusst ihre erotischen Fantasien umsetzt. Elfi Mikeschs Kameraperspektive unterwirft sich diesem weiblichen Lustentwurf, das Publikum sieht sich plötzlich in der Position der Masochisten. Die Frauen im Kinosaal schweigen, die Männer schimpfen. „Es gab einen bösen, aggressiven Protest gegen die Situation", erinnert sich Treut. "Das ging von 'Dieser Film ist Werbeästhetik' bis hin zu 'Das hat mit Sacher-Masoch nichts zu tun'." (Jan Künemund, www.spiegel.de, 2017)

Als einer der zentralen Werke des queeren Kinos in Deutschland verhandelt der experimentelle Film weibliche Lust inklusive sado-masochistischer Fantasien und Handlungen und löste vor allem aufgrund seiner von vielen als Provokation verstandenen Infragestellung von Machtverhältnissen und Geschlechterrollen eine Kontroverse aus. Während in Deutschland Publikum und Kritik zwischen Lob und aggressiven Verrissen schwankten, wurde der Film, der durch Leopold von Sacher-Masochs Roman „Venus im Pelz" inspiriert wurde, auf internationalen Festivals positiv aufgenommen. (www.filmportal.de)