Zweite Chance

Viele Filme sind schneller wieder aus dem Kino, als es dem Publikum lieb ist. Hier kriegen Filme und die Zuschauer*innen, die sie verpasst haben, ihre zweite Chance auf eine Begegnung im Kino.

Sie haben eine Film verpasst? Dann schreiben Sie uns Ihren Filmwunsch gerne an info@city46.de oder nutzen unser Gästebuch im Kino.

Queen & Slim

USA 2019, Regie: Melina Matsoukas, mit Daniel Kaluuya, Jodie Turner-Smith, Chloë Sevigny, 132 Min., OmU

Aktueller denn je. Was zu Beginn von „Queen & Slim“ unbescholtenen schwarzen Menschen in den USA passiert, ist angesichts der Ereignisse in Atlanta mit neuen Augen zu sehen. Die unberechenbare rassistische Polizeigewalt, die seit Jahrzehnten Alltag ist, kann wegen einer Nichtigkeit dein Leben zerstören.
Queen, eine junge Anwältin, und Slim, ein tief gläubiger junger Mann, sind nach ihrem ersten Date auf der gemeinsamen Heimfahrt im Auto, als sie von einem Polizisten angehalten werden. Die Verkehrskontrolle eskaliert, der Polizist beleidigt und misshandelt das afroamerikanische Paar. In Notwehr erschießt Slim ihn. Angelas Erfahrung mit dem Rechtssystem, wenn Schwarze betroffen sind, bewegt das unfreiwillige Paar zur Flucht Richtung Florida und Kuba. Was sie nicht wissen: Der Vorfall wurde gefilmt, die Aufnahmen gehen viral.
Melina Matsoukas bedient in ihrem Spielfilmdebut jedoch nicht die vornehmlich auf Spannung ausgelegten Klischees einer Verfolgungsjagd. „Sie entfaltet in diesem Roadmovie eine große poetische Kraft, die weit mehr ist als politische Polemik. In den meist nächtlichen Fahrten durch Amerika, in den vielen Begegnungen, in Ablehnung und Solidarität, öffnen sich ihre Figuren, geben sehr glaubhaft Ängste und bittere Erfahrungen preis. Das liegt nicht zuletzt am wunderbaren Spiel von Daniel Kaluuya („Get Out“) und Jodie Turner-Smith, die diesem Paar eine verletzliche Menschlichkeit schenken, die in kein Heldenschema passt.“ (Knut Elstermann / www.radioeins.de). Eine Schlüsselrolle im Film spielt auch der Soundtrack - Matsoukas drehte bisher Musikvideos für Rihanna und Beyoncé.

„Fast überall wird dieser Film mit Bonnie & Clyde verglichen, dabei hat er viel mehr gemein mit Thelma & Louise. Die beiden Hauptfiguren sind nämlich kein raubendes, in Serie mordendes Gangsterpärchen auf der Flucht, was natürlich auch romantisch sein kann. Sondern sie sind zwei eigentlich unbescholtene schwarze Menschen in den USA, die nur deswegen fliehen müssen, weil sie aus einer tragischen Verkettung heraus (struktureller Rassismus + Polizei-Schikane + eine im richtigen oder eben im falschen Moment auf der Straße liegende Pistole) jetzt einen Polizisten auf dem Gewissen haben. Notwehr. So wie einst auch bei Thelma und Louise.“ (Jan Kedves auf zeit.de)