film:art

film:art ist ein Veranstaltungslabel, unter dem Programme mit „künstlerischen“ Filmen, der Filmavantgarde, Experimentalfilmen und Medienkunst aufgeführt und von der Kuratorin Christine Rüffert vorgestellt werden. Die Praxis des Kuratierens wird verstanden als ein filmkultureller Vermittlungsakt und theoretisch reflektiert. Darüber hinaus ergänzt film:art stets auch laufende Ausstellungen und kulturelle Events in Bremen um eine filmische Komponente.

Das Programm besteht seit 1992 und findet in unterschiedlichen Turni von acht-zwölf Wochen statt. Es handelt sich um eine Kooperation mit dem Institut für Kunstgeschichte|Filmgeschichte|Kunstpädagogik an der Universität Bremen. Hier finden Sie alle Programme ab 2006, beginnend mit Programm 25: www.uni-bremen.de/film/filmkultur/filmart/

un-doing gender / film:art 87 queer cinema

Programmlänge ca. 80 Min.

„Selbstbewusst, ironisch, provokant, lustvoll verhandelt das Queer Cinema Fragen der Repräsentation von Homosexualität und Geschlechtsidentität. Neben einer selbstbestimmten Darstellung gleichgeschlechtlichen Lebens und Liebens rückt dabei zunehmend die Auseinandersetzung mit den weiteren Kategorien wie gender/race/age in den Fokus. Ein historischer Überblick zeigt, dass die binäre Geschlechterordnung nicht erst mit dem Aufkommen der Diskussion um Trans*Identitäten infrage gestellt wird. In den gezeigten Experimentalfilmen verbinden sich inhaltliche mit ästhetischen Grenzüberschreitungen zu intendiert komischen und vielfach musikalischen Performances von Gender jenseits der Normativität.
Mit dabei der legendäre schwule Klassiker Fireworks, in dem der damalig 17-jährige Kenneth Anger 1948 in seinem Elternhaus sexuelle Phantasien mit ein paar Freunden in Matrosenuniformen ins Bild setzte. Ein weiterer 16mm-Klassiker stammt von der Ikone des American Underground Jack Smith. Ebenfalls auf 16mm drehte Michael Brynntrup (inzwischen Professor an der HBK Braunschweig) in den frühen 1990ern eine superkomische Persiflage auf Rollenklischees in Sprachlernkursen. Jüngere Videoarbeiten hinterfragen noch deutlicher die Normierung von Geschlecht und sexueller Orientierung, wenn etwa Marie Losier sich frech als der begehrende Mann in einen Ingmar Bergmann-Film hineinkopiert oder einen Musikclip für den*die genderfluide*n Musiker*in Genesis P-Orridge dreht. Die Asiatin Celeste Chan schließlich thematisiert selbstbewusst die erfahrenen Ausgrenzungen aufgrund von Hautfarbe und Körpergewicht innerhalb der queer community, bevor im finalen MeTube Clip auch Diskriminierungen des Alters über Bord geworfen und zu Opernmusik eine rauschende SM-Orgie gefeiert wird.“ (Christine Rüffert)

Die Filme:

| Kenneth Anger | Fireworks | 1948 | 14:00
| Jack Smith | Hot Air Specialists | 1970 | 7:00
| Michael Brynntrup | Liebe, Eifersucht und Rache | 1991 | 7:00
| Marie Losier | The Touch | 2001 | 6:00
| Marie Losier | Papal Broken Dreams | 2008 | 6:00
| Celeste Chan | Absence: No Fats, No Fems, No Asians | 2014 | 7:17
| Daniel Moshel | MeTube: August sings Carmen 'Habanera' | 2013 | 4:00