Stummfilm mit Livemusik

Was 1991 im Kino 46 in Walle als Studentenjob begann, entwickelte sich zu einer Leidenschaft und einem wiederkehrenden Ritual: Komponist und Pianist Ezzat Nashashibi begleitet regelmäßig Stummfilme im CITY 46 live am Klavier. Seine Musik besteht aus eigenen Kompositionen, vieles ist improvisiert und doch vorbereitet: "Ich sehe mir jeden Stummfilm vorher an, um die Grundstimmung zu verstehen und mich mit der Musik auf sie einzustellen", sagt er. "Es geht darum, das Innenleben der Figuren deutlich zu machen und die Handlung zu kommentieren."
Ezzat Nashashibi ist ausgebildeter Komponist, arbeitet als Pianist im Bereich Neue Musik und Improvisation und dirigierte verschiedene Ensembles. Zudem lehrt er an der Universität Bremen und der Hochschule für Künste Bremen.

Die Puppe

D 1919, Regie Ernst Lubitsch, mit Hermann Thimig, Ossi Oswalda, Victor Janson, 66 Min.

Lancelot ist auf der Flucht vor unzähligen heiratswilligen Frauen, die sich mit ihm verloben wollen. Denn sein alter Onkel, der Baron de Chanterelle hat seinen Neffen als größte Chance für ein Weiterbestehen seiner hochwürdigen Blutlinie auserkoren, und dafür muss nun mal zunächst eine Ehe arrangiert werden. Lancelot versteckt sich in einem Kloster vor diesem aufgezwungenen Schicksal, doch die Mönche bringen ihn auf eine gute Idee: Wenn er keine Ehe mit einer Frau eingehen wolle, warum dann nicht einfach mit einer Puppe? Nach langer Suche findet Lancelot ein zufriedenstellendes Exemplar beim Puppenmacher Hilarius. Was er nicht erkennt: Bei der “Puppe” handelt es sich in Wahrheit um Ossi, die Tochter des Puppenmachers.

Der Erfolg des Werkes ist in erster Linie dem Konto der Regie gutzuschreiben. Lubitsch, wandlungsfähig und einfallsreich wie wenige seiner Rivalen, auf das Filmwirksame geeicht und, von seltenen Entgleisungen abgesehen, stets geschmackvoll, hat hier eine Reihe alter, lustiger Ideen geschickt verwendet und aufgemacht, viel neue aus eigenem hinzugefügt. Er läßt die Romantik der Märchenwelt in entzückenden Bildern erstehen, nur leider hin und wieder ins Possenhafte übergleitend. (Kritik in Lichtbild-Bühne, Nr. 49, 6.12.1919 zur Premiere im Ufa-Palast am Zoo)

Vorlesung von Prof. Dr. Elisabeth Bronfen, Zürich „Ein spielverzauberter Blick. DIE PUPPE von Ernst Lubitsch“ (Aufzeichnung der Veranstaltung vom 20.04.2017 im Kino des DFF)

Dass der Film wie im Flug vergeht, liegt [...] auch an dem enormen Tempo und einer großen Portion Situationskomik, sodass Die Puppe durchgängig gute Unterhaltung bietet. Neben den Pointen und den Slapstickeinlagen überzeugt Lubitschs Werk zudem auch noch szenenweise mit ansehnlichen expressionistischen Bildern. […] im Hinblick auf den Unterhaltungswert kann es Lubitschs Werk problemlos mit den Klassikern von Chaplin oder Keaton aufnehmen. (filmsucht.org)