„Film Macht Mut“ stellt die Vielfalt der Perspektiven und die Kritik an Rassismus und Antisemitismus in den Mittelpunkt der Filmbildung. Im vergangenen Jahr konnten wir zahlreiche Workshops und Fortbildungen für Schulen und Lehrkräfte in Bremen und anderen Städten Deutschlands anbieten. Allein in Bremen haben wir rund 30 Workshops für Schulen und drei Fortbildungen für Lehrkräfte durchgeführt, in denen wir sensibilisierende Inhalte vermittelt haben.
Nun möchten wir zwei an Filmabenden das Thema noch einmal mit einem größeren Publikum, insbesondere mit der BIPOC-Community, diskutieren. Die Veranstaltungen sind kostenlos und organisiert von „Film Macht Mut“ sowie Vision Kino.

Norwegian Dream

N/PL/D 2023, Regie: Leiv Igor Devold, mit Hubert Miłkowski, Karl Bekele Steinland, Edyta Torhan, 97 Min., engl., pol.,norw. OmU

Der 19-jährige Robert ist aus Polen an die norwegische Küste gezogen und arbeitet dort in einer Fischfabrik in der Nähe von Trondheim. Er möchte genug Geld verdienen, um die Schulden seiner Mutter begleichen zu können. Bei der Arbeit trifft er auf Ivar, den Adoptivsohn des Fabrikleiters. Die beiden mögen sich und Ivar zeigt Robert seine Welt und nimmt ihn mit auf Drag-Partys. Robert verliebt sich in Ivar, fürchtet aber die Reaktion der anderen polnischen Gastarbeiter, die nichts von seiner Homosexualität wissen. Dies stellt ihn vor eine komplizierte Entscheidung, denn in der Fabrik bahnt sich ein Streik an, durch den Robert sowohl das Geld als auch Ivar verlieren könnte. In seinem Spielfilmdebüt erzählt Leiv Igor Devold eine mitreißende schwule Liebesgeschichte vor der atemberaubenden Kulisse der norwegischen Fjord-Landschaft.

Eine Veranstaltung von „Film Macht Mut“ und Vision Kino.

LEIV IGOR DEVOLD (*1977 in Polen) studierte an der Staatlichen Hochschule für Film, Fernsehen und Theater Łódź und hat mehrere preisgekrönte Dokumentarfilme gedreht. Norwegian Dream ist sein Spielfilmdebüt.

Ein Film, der so was darstellt, könnte wie eine weitere Variante einer schon zigmal erzählten queeren Liebes- und Coming-of-Age-Geschichte in einem schwierigen Umfeld sein: ganz hübsch, aber irgendwie auch etwas abgelutscht. Der "Norwegian Dream" vermag uns aber als Zuschauende tatsächlich zu berühren: Und das liegt zum einen an Hubert Milkowski als Robert und Karl Bekele Steinland als Ivar. [....] Es liegt aber zugleich auch daran, dass der polnisch-norwegische Filmemacher Leiv Igor Devold mit subtilen Mitteln und ganz ohne Knalleffekte seinen "Norwegian Dream" erzählt, der immer wieder zwischen Enge und Ausbruch, Gefangensein und Befreiung, Alltäglichem und fast schon Wunderbarem hin- und herschwankt und dabei auch in etwas dramatischeren Momenten eine angenehme Leichtigkeit bewahrt. So ist es denn auch ziemlich wurscht, wenn wir meinen sollten, vom Grundtypus der Story her schon Ähnliches öfter mal gesehen zu haben, denn der "Norwegian Dream" führt uns durch eine Geschichte, die so, wie sie sich uns zeigt, ganz und gar lebendig und besonders ist. (Stefan Hölscher, www.queer.de)

Norwegian Dream ist eine feinfühlig geschilderte Liebesgeschichte und zugleich ein präzises Drama über die Arbeitsverhältnisse im Niedriglohnsektor. Schönheit und Kargheit liegen in der Inszenierung dicht beieinander. (Andreas Köhnemann, www.kino-zeit.de)

Norwegian Dream (English Text)

N/PL/D 2023, Director: Leiv Igor Devold, with Hubert Miłkowski, Karl Bekele Steinland, Edyta Torhan, 97 min., Original with German subs

19-year-old Robert has moved from Poland to the Norwegian coast and works in a fish factory near Trondheim. He wants to earn enough money to pay off his mother’s debts. At work, he meets Ivar, the adopted son of the factory manager. The two like each other, and Ivar shows Robert his world, taking him to drag parties. Robert falls in love with Ivar but fears the reaction of the other Polish migrant workers, who know nothing about his homosexuality. This puts him in a complicated situation, as a strike is brewing in the factory, which could cause Robert to lose both his money and Ivar. In his feature film debut, Leiv Igor Devold tells a captivating gay love story set against the breathtaking backdrop of the Norwegian fjord landscape.

An event organized by Film Macht Mut and Vision Kino. The entrance is free!

LEIV IGOR DEVOLD (*1977 in Poland) studied at the National Film School in Łódź and has directed several award-winning documentaries. Norwegian Dream is his feature film debut.

Fremont

USA 2023, Regie: Babak Jalali, mit Anaita Wali Zada, Jeremy Allen White, 91 Min., engl., dari, kant., dt., frz. OmU

Die 20-jährige Donya lebt allein im kalifornischen Fremont und arbeitet in einer Glückskeksfabrik. Eigentlich ist sie Übersetzerin und hat für das US-Militär in Afghanistan gearbeitet. Doch als die Taliban die Macht ergreifen, konnte sie vor acht Monaten mit einem Evakuierungsflug in die USA entkommen. Ihre Familie blieb jedoch zurück. In Fremont, einer Stadt in der Bay Area, gibt es eine große Geflüchteten-Community. Trotzdem ist ihr neuer Alltag geprägt vom Alleinsein. Sie fühlt sich schuldig, ohne ihre Familie in Sicherheit zu leben und hat Schlafstörungen, weswegen sie einen Psychiater aufsucht. Eigentlich will sie keine Therapie, sondern nur Schlaftabletten. Als eine Mitarbeiterin verstirbt, liegt es an Donya, Weisheiten für das Innere der Glückskekse zu verfassen. Auf einem der Zettel hinterlässt Donya die Nachricht „Suche sehnlichst einen Traum“ mit ihrem Namen und ihrer Handynummer. 
Das Indiekino der achtziger Jahre lebt in dem in Schwarzweiß gefilmten Spielfilm des iranstämmigen und in London lebenden Regisseurs wieder auf.

Eine Veranstaltung von „Film Macht Mut“ und Vision Kino. Der Eintritt ist frei.

Anaita Wali Zada ist selbst eine Geflüchtete und keine professionelle Schauspielerin. Sie trägt den gesamten Film. Alles in "Fremont" ist um sie herum angeordnet, und damit steht in seinem Zentrum eine Art Leerstelle. ... Alles, was man über Donya wissen kann, muss man aus kleinsten Gesten ablesen. Nervöses Fingertippen auf der Tischplatte, kleine Nuancen in der Stimme, eine kurze Regung in der Mimik. Geredet wird trotzdem sehr viel in "Fremont"; ein weiterer Anknüpfungspunkt an das Kino Jarmuschs. (Benjamin Moldenhauer, www.perlentaucher.de)

Babak Jalali’s FREMONT ist eine entschleunigte Mischung aus Immigrationsdrama und Komödie mit staubtrockenem Humor und subtiler Kritik am „American Dream“.  …  FREMONT stellt nicht Donyas Flucht, Fremdenfeindlichkeit oder Integrationsprobleme in den Mittelpunkt, sondern zeichnet Menschen mit Sehnsüchten und Emotionen. Zwischenmenschliche Begegnungen sind immer real und menschlich, wirken aber wie durch Donyas Schlaflosigkeit hindurch gefilmt, als wäre jeder Satz, jede Handlung von einem Schleier aus Müdigkeit umgeben. (www.indiekino.de

Dieser leise und doch eindringliche Film hat das Potenzial, Zweifel an der Wahrnehmung zu säen, Vorurteile zu verwandeln, Empathie zu wecken. Es kehren die Worte des Fabrikchefs zurück ins Gedächtnis. "Bewusst oder unbewusst beeinflussen Glücksbotschaften den Lauf der Dinge." Nicht auszuschließen, dass auch das Kino diese Macht hat. (Daniel Nehm, www.zeit.de)

Fremont (English Text)

USA 2023, Director: Babak Jalali, with Anaita Wali Zata, Jeremy Allen White, 91 min., Original with German subs

20-year-old Donya lives alone in Fremont, California, working in a fortune cookie factory. Originally she was a translator and worked for the U.S. military in Afghanistan. But when the Taliban took power, she managed to escape to the U.S. on an evacuation flight eight months prior. Her family remained in Afghanistan. Donyas new life in Fremont, a city in the Bay Area with a large refugee community, is still marked by loneliness. She feels guilty for living safely without her family and suffers from insomnia, leading her to seek help from a psychiatrist. She doesn’t really want therapy, just sleeping pills. After a coworker dies, Donya is tasked with writing the wisdoms that go inside the fortune cookies. On one of the slips of paper, Donya leaves the message "Desperately seeking a dream" with her name and phone number.

An event organized by Film Macht Mut and Vision Kino. Free entry!