Kingdom – Die Zeit, die zählt

Mo. 27.10. + Mi. 29.10. / 17:30
Di. 28.10. / 20:00
Do. 30.10., Mo. 3.11. + Mi. 5.11. / 20:30
Fr. 31.10., So. 2.11. + Di. 4.11. / 18:00
Mi. 5.11. / 15:30
Korsika, Sommer 1995: Die 15-jährige Lesia wird zu ihrem Vater Pierre-Paul gebracht – einem untergetauchten Mafiaboss, den sie bisher nur aus der Ferne kannte und seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen hat. Nach einem Angriff auf Lesias Bruder hält ihre Mutter es für sicherer, ihre Tochter aus dem Umfeld der Familie zu nehmen, und bringt sie zu Pierre-Paul, der sich seit Jahren vor Polizei und rivalisierenden Gruppen im Versteck lebt. Der Bandenkrieg eskaliert, und Lesia findet sich in einer von Gewalt, Schweigen und unausgesprochenen Regeln bestimmten Welt wieder. Sie wird mit der Vergangenheit ihrer Familie und den Entscheidungen ihres Vaters konfrontiert und muss ihren Platz finden. Zunächst entwickelt sich die Beziehung zwischen Vater und Tochter zögerlich. Ab dem Moment aber, in dem die beiden gemeinsam vor der Polizei und vor verfeindeten Mafiosi fliehen müssen, finden sie enger zueinander.
In seinem Spielfilmdebüt erzählt Julien Colonna seine eigene Geschichte aus dem innersten Zirkel des organisierten Verbrechens. Colonna ist Sohn des mutmaßlichen Mafia-Bosses Jean-Jé Colonna, der 2006 ums Leben kam. Nach seiner Premiere in Cannes erhielt der Film international sehr gute Kritiken.
Regisseur Julien Colonna:
“The Kingdom is a coming-of-age story: through Lesia’s journey I want to show the self-sacrifice she has to make in order to be accepted by adults, to survive this omnipresent threat of death, to have the perseverance to love her father and to be loved in return. My co-writer Jeanne and I wanted to portray a sentinel child, mature, her wound hidden away, kind and courageous, reasonable but obstinate.” (Verleih: Progress Films)
Inszeniert mit messerscharfer Präzision, angesiedelt in einem glühend heißen korsischen Sommer vor der Kulisse eindrucksvoller mediterraner Landschaften, die als Hintergrund von Blutfehden dienen, markiert „The Kingdom“ das Debüt eines neuen Filmemachers, der es versteht, einen packenden Krimi zu erzählen und dabei echte Emotionen auf die Leinwand zu bringen. (Jordan Mintzer, www.hollywoodreporter.com)
Obwohl uns allen die Lehre bekannt ist, dass Rache in einen endlosen Kreislauf der Gewalt führt, trifft Colonnas Neuerzählung wie ein Schuss in den Kopf.
(Peter Debruge, www.variety.com)
Paternal Leave – Drei Tage Meer

Do. 27.11. + Sa. 29.11. / 17:30
Fr. 28.11., So. 30.11. + Di. 2.12./ 20:00
Do. 4.12., Sa. 6.12. + Mi. 10.12. / 20:30
Fr. 5.12., So. 7.12. + Di. 9.12. / 18:00
Mi. 10.12. / 15:30
Die 15-jährige Leo lebt mit ihrer alleinerziehenden Mutter in Berlin, einen Vater gab es in ihrem Leben nicht. Als sie herausfindet, dass ihr leiblicher Vater Paolo heißt und als Surflehrer in Italien lebt, will sie dem Unbekannten spontan einen Besuch abstatten. Ihrer Mutter täuscht sie eine Übernachtung bei einer Freundin vor und reist stattdessen mit einem ganzen Katalog an Fragen in den Süden. Sie findet den nichtsahnenden Paolo in seiner brüchigen Strandbar und konfrontiert ihn direkt mit ihrem Anliegen. Dass weder Leo Italienisch noch Paolo Deutsch spricht, ist dabei noch das geringste Problem. Denn gerade hat Paolo seine kleine Tochter Emilia zu Besuch, von deren Mutter er getrennt lebt. Am liebsten würde er Leo sofort wieder loswerden, doch kampflos wird sie ihm das Feld nicht überlassen. Einen Verbündeten findet sie im gleichaltrigen Eduardo, einem Jugendlichen aus dem Dorf, der mit seinem Vater wiederum ganz eigene Probleme hat.
Der Film erzählt vom Zusammentreffen zweier grundverschiedener Charaktere. Paolo windet sich ständig aus seiner Verantwortung, während Leo Dinge forsch angeht. Zwar war der Zeitpunkt ihres Zusammentreffens ungünstig, doch wann wäre er schon passend gewesen? Leo hat 15 Jahre lang der Vater gefehlt, doch eine Entschuldigung erhält sie nicht, nur Ausreden. Voller Wut und Wehmut muss Leo ansehen, wie Paolo sich um die kleine Emilia, seine „offizielle“ Tochter, kümmert – Momente der Innigkeit, die sie mit ihrem Vater nie erlebt hat, und die man nie wird nachholen können. Mit kleinen Racheaktionen macht sie auf sich aufmerksam. Sie will sich ein Stück verlorener Kindheit zurückholen und weiß doch, dass dies nicht fruchtet. (Kira Taszmam, www.filmdienst.de)
Alissa Jung fängt die Schwierigkeiten sowie die kleinen Fort- und Rückschritte einer Vater-Tochter-Annäherung mit Humor und mit der nötigen Wucht ein. Sie findet dabei eine gute Balance. Als Leo etwa Paolos Geldbeutel stiehlt, entwickelt sich daraus kein großes Drama. Paolo begreift diese Grenzüberschreitung rasch als juvenile Trotzreaktion – und gibt Leo die Möglichkeit, ihm das „verlegte“ Portemonnaie zurückzugeben, indem sie gemeinsam so tun, als sei es wohl irgendwo in seinem Auto verloren gegangen. An anderen Stellen eskaliert die Situation wiederum, sodass die beiden Hauptfiguren zusammen einen Weg aus der Krise finden müssen.
(Andreas Köhnemann, www.kino-zeit.de)
Das Leben meiner Mutter

Do. 6.11. + Mi. 12.11. / 17:30
So. 9.11. + Di. 11.11. / 20:00
Do. 13.11., Sa. 15.11., Mo. 17.11. + Mi. 19.11. / 20:30
Fr. 14.11. + So. 16.11. / 18:00
Mi. 19.11. / 15:30
Pierre ist Anfang 30, frisch verliebt und erfolgreich in seinem Job als Florist. Als eines Tages seine Mutter Judith nach zwei Jahren Abwesenheit wieder vor der Tür steht, gerät seine alltägliche Routine vollkommen durcheinander. Judith bringt Chaos mit, denn ihr Leben könnte nicht gegensätzlicher zu dem ihres Sohnes sein. Sie ist impulsiv, exzessiv, diagnostiziert bipolar - und gerade aus der Klinik verschwunden, in der sie untergebracht war. Ohne Medikamente und deshalb voller Energie stürzt sie sich in das Leben von ihrem Sohn. Pierre jedoch führt ein ganz normales Leben und in seine geregelten Tage passt die buchstäbliche Explosion, die Judiths Krankheit mit sich bringt, nicht rein. Zunächst setzt Pierre alles daran, seine Mutter zurück in die Klinik zu bringen. Doch ihr unerwartetes Wiedersehen ist nicht nur dramatisch, sondern auch lustig und bewegend, wie Pierre feststellt. Und ohne Judiths Einwilligung muss sie nicht zurück in die Klinik.
Eine Mutter-Sohn-Geschichte ganz anderer Art, denn der Sohn ist passionierter Florist und hat kaum Zeit für anderes, schon gar nicht für wirkliche Beziehungen. Die Mutter verwandelt ihren unerwarteten Besuch in ein sensibles emotionales Roadmovie, in dem alle, auch die Zuschauer*innen, dazulernen können. Ein alltägliches französisch-jüdisches Milieu – oder doch nicht? Es ist der preisgekrönte Erstlingsfilm von Julien Carpentier, der es mit großem Einfühlungsvermögen schafft, zwischen Tragödie und Komödie einen wirklichkeitsnahen Weg zu finden. (Frank Stern, jüdischer Filmclub, www.filmarchiv.at)
So begreifen wir, wie hart Judith nach dem Tod ihres Gatten gekämpft hat, um Pierre weiterhin ein geborgenes Aufwachsen zu ermöglichen.
Eine längere gemeinsame Autofahrt macht aus Das Leben meiner Mutter ein Roadmovie. Der Trip zwingt das Duo, das einander über zwei Jahre hinweg nicht gesehen hat, zur Kommunikation miteinander und zur Auseinandersetzung mit Konflikten, die zum Teil tief vergraben sind. Neben Streitsituationen führt dies auch zu harmonischen Momenten, zum Beispiel in einer Karaoke-Bar. Die stimmige Chemie zwischen der impulsiv agierenden Jaoui und dem zurückhaltend auftretenden Lebghil sorgt dafür, dass es schön ist, diese Reise auf der Leinwand zu verfolgen. (Andreas Köhnemann, www.kino-zeit.de)