The Maple Movies Festival Tour #10 – Canada now & by the book

Neues Kanadisches Kino mit Schwerpunkt Literaturverfilmungen und ein Kurzfilm-Programm werden von Oktober bis Ende April vom Bundesverband Kommunale Filmarbeit e.V. auf Deutschlandtour geschickt.

Die 10. Maple Movies Festivaltournee wird von Telefilm Canada, der Botschaft von Kanada in Berlin und vom Canada Council of the Arts und der kanadischen Regierung gefördert.

Begleitend gib es im DIGY 46 jeden Monat einen weiteren kanadischen Film zu entdecken!

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Guest of Honour

CDN 2019, Regie: Atom Egoyan, mit David Thewlis, Laysla De Oliveira, Luke Wilson, Arsinée Khanjian, 105 Min., engl. OmU

Schon seit vielen Jahren arbeitet Jim als Kontrolleur für das Gesundheitsamt. Gewissenhaft und unbestechlich nimmt er jedes Detail unter die Lupe, was ihm einen gewissen Ruf unter den Gastwirten des Bezirks eingebracht hat. Viel mehr als die Arbeit hat Jim auch nicht mehr in seinem Leben. Seine Frau ist vor kurzem gestorben, Tochter Veronica, eine junge Musiklehrerin, ist im Gefängnis. Sie wurde fälschlicherweise wegen einer angeblichen Affäre mit einem minderjährigen Schüler verurteilt – will die Strafe aber für viel frühere begangene Verbrechen absitzen. Sie hat es verdient, mehr sagt sie dazu nicht. Verzweifelt beschließt Jim, selbst Ermittlungen anzustellen und seinen Frust an seinen Klienten abzulassen.
Wer Atom Egoyans frühere Werke kennt (Exotica, Das süße Jenseits), weiß, dass Verluste und Familiengeheimnisse die zwei großen Themen seiner Filme sind. Erst nach und nach erschließt sich, wie beim Puzzle, der Konflikt zwischen Erinnerung, Täuschung und Wahrheit.

Ein raffiniert konstruiertes, spannendes Drama, das auf mehreren Ebenen mit dem Motiv der Fremdheit und des Unverständnisses zwischen Menschen arbeitet, ohne angesichts der vielen Erzählfäden den Fokus zu verlieren. (filmdienst.de)

"Der Ehrengast" ist ein sensibler Film über Erinnerung und Schuld, aber auch über die Möglichkeit einer Versöhnung. Clever geschrieben sowie formal komplex ist Atom Egoyan ein Drama gelungen, welches auf visueller und schauspielerischer Ebene zu überzeugen vermag. (Rouven Linnarz, film-rezensionen.de)

La déesse des mouches à feu – Goddess of the Fireflies

CDN 2020, Regie: Anaïs Barbeau-Lavalette, mit Kelly Depeault, Éléonore Loiselle, 105 Min., OmU

Für die 16-jährige Cat ist die Welt entschieden zu klein: Daheim ist sie nur ein Kollateralschaden im brutalen Scheidungskrieg ihrer Eltern. Auch sonst erscheint ihr der Alltag im ländlichen Quebec der frühen 1990er Jahre eher reizlos. Cat findet Freund*innen, die ihre Frustration teilen und ebenfalls die Enge und Gewöhnlichkeit hinter sich lassen wollen. Grunge-Rock, Rollenbilder aus Pulp Fiction und Meskalin befeuern jugendliche Befreiungsversuche, die Cat und ihre Clique zwischen Rausch und Rebellion taumeln lassen.
Beim Prix Iris, dem wichtigsten Wettbewerb für das Cinéma Québecois, erhielt diese furiose Verfilmung von Geneviève Pettersens Coming-of-Age-Roman insgesamt sieben Auszeichnungen, darunter für den Besten Film und die Beste Regie.

Tender and gorgeously shot […], a fiery, grunge-infused coming-of-age drama set in rural Québec in the 1990s, at the height of the smell of teen spirit. […] Goddess of the Fireflies explores a lot of familiar terrain but does so with a unique sensibility and raw perspective that is entirely distinct. It will stay with you long after the lights come up. (Laura Good, SIFF)

Unmittelbar entsteht das schonungslose Porträt einer heranwachsenden Rebellin, so stark und so schwach wie eine verlorene Göttin. (Berlinale Archiv)

Antigone

CND 2019, Regie: Sophie Deraspe, mit Nahéma Ricci, Nour Belkhiria, 109 Min., frz. OmU

Nach dem gewaltsamen Tod der Eltern und ihrer Flucht aus Algerien lebt die 16-jährige Antigone Hipponomes mit ihren drei Geschwistern und ihrer Großmutter in Quebec. Während Antigone eine exzellente Schülerin ist, lässt sich ihr Bruder Polynice mit einer Straßengang ein. Bei einer fatalen Begegnung mit der Polizei wird Polynice verhaftet und soll aus Kanada abgeschoben werden. Überzeugt, dass ihr Bruder in Algerien nicht überleben würde, fasst Antigone einen gleichermaßen kühnen wie gefährlichen Rettungsplan.
In freier Anlehnung an die Tragödie von Sophokles schildert Regisseurin Sophie Deraspe das Aufbegehren einer aufopferungsbereiten Heldin gegen inhumane Verhältnisse. Ihre kämpferische Klassiker-Adaption wurde 2019 beim Toronto International Film Festival als Bester kanadischer Film ausgezeichnet.

Canada's Oscar submission is an intelligent, moving reworking of Sophocles' tragedy, electrified by a breakout turn from star Nahéma Ricci. The very idea of a modern reworking of a classical text itself gets a modern reworking in Sophie Deraspe’s supple and impassioned “Antigone,” a contemporary spin on the Greek tragedy that feels refreshingly liberated by the spirit of Sophocles’ original material, rather than slavishly devoted to its letter. (Jessica Klang, Variety)

Vergangene Filme aus dieser Reihe:

An Audience of Chairs

CDN 2019, Regie: Deanne Foley, mit Carolina Bartczak, Peter MacNeill, Chris Jacot, 93 Min., engl. OmU

Neufundland: Maura Mackenzies Weg als talentierte Konzertpianistin führt gerade steil bergauf. Dann verpasst sie „Dank“ ihres Ehemanns eine großartige Chance und ihre Karriere ist schlagartig beendet. Sie rutscht in eine Depression und langsam auch in eine bipolare Störung ab. Als Maura in ihrem Zustand zu einer Gefahr für ihre zwei Töchter wird, nimmt ihr Mann Duncan das zum Anlass, aus der unglücklichen Ehe auszubrechen und ihr die Kinder zu entziehen. In der tiefsten Krise steht Maura nur ihr Vater zur Seite. In kleinen Schritten versucht sie, gesund zu werden und ihr Leben wieder selbst zu bestimmen, denn nur so hat sie die Hoffnung, Bonnie und Briana wieder zu sehen. Nach dem Roman „An Audience of Chairs“ von Joan Clark.

If An Audience Of Chairs sounds even remotely like something you’d like to see, you should probably see it on a big screen with other people around you. It’s a movie about empathy. It’s an experience to be shared. (Norman Millner, NOW Toronto)

An Audience of Chairs is an uncommon exploration of mental health that avoids many of the usual trappings with intelligent dialogue and unobtrusive direction. It’s quiet and reflective, decidedly poignant yet most especially, honest. (David Duprey, ThatMomentIn)