Sonne

AT 2022, Regie: Kurdwin Ayub, mit Melina Benli, Law Wallner, 88 Min.
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Als die Freundinnen Yesmin, Nati und Bella im Hijab vor der Kamera zum Lied „Losing My Religion“ von R.E.M. tanzen und posieren, ahnen sie noch nicht, wie viral ihr Video gehen wird. Dieses verbreitet sich rasch auf Social Media und sie erleben zugleich Kritik oder Lob. Yesmins kurdischer Vater ist begeistert und hilft dem Trio, mit ihrem Lied auf Feiern in der Gemeinde aufzutreten. Als Nati bei einer Talkshow ungefragt über muslimische Erfahrungen spricht, obwohl sie keine Muslima ist, beschleicht Yesmin ein ungutes Gefühl. Alle drei Mädchen sind in Wien aufgewachsen, ihre Eltern aber eingewandert. Jede von ihnen kennt die Zerrissenheit, zwischen zwei Kulturen aufzuwachsen. Je akzeptierter die Erscheinung der drei Frauen im Hijab in ihrem Umfeld wird, desto mehr hinterfragt sich Yesmin selbst, zu deren Alltag er bisher gehörte. Gleichzeitig muss Yesmin als einzige Muslima im Trio manche Kritik alleine aus-sitzen, wenn ihr Leute vorschreiben wollen, wie sie ihr Kopftuch tragen oder sie sich benehmen soll. Nachdem Nati und Bella sich zunehmend von Yesmin distanzieren und sogar verschwinden, steht ihre Freundinnenschaft auf dem Spiel.

„Sonne“ von Kurdwin Ayub beschäftigt sich mit der Frage der kulturellen Aneignung. Verhält es sich doch mit dem Hijab ähnlich wie mit der Rastafrisur. Wann ist es erlaubt, dass Angehörige eines be-stimmten Kulturkreises Eigenheiten oder Bräuche eines anderen übernehmen? 
Noch wichtiger ist der Regisseurin, die selbst zwischen zwei oder vielmehr drei, wenn man die Inter-netwelt hinzurechnet, Kulturen aufgewachsen ist, die Identitätssuche, auf die sich ihre Protagonistin begibt. Diese weiß zu Beginn des Abenteuers selbst gar nicht, dass sie auf der Suche ist. Sie glaubt, auch von jugendlicher Unbelehrbarkeit geprägt, bereits ein gefestigter Mensch zu sein. (Teresa Vena, www.kino-zeit.de
 

1990 im irakischen Dohuk geboren, wuchs Kurdwin Ayub nach der Flucht ihrer Eltern in Wien auf. Dort studierte sie Malerei und experimentellen Animationsfilm an der Universität für angewandte Kunst. Gleichzeitig besuchte sie den Studiengang Performative Kunst an der Wiener Akademie für Bildende Künste. Für ihren ersten Dokumentarfilm „Paradies! Paradies!“ erhielt Ayub 2016 den Preis für die bes-te Kamera bei der Diagonale. Ihr Spielfilmdebüt „Sonne“ wurde auf der Berlinale 2022 mit dem GWFF-Preis für den besten Erstlingsfilm ausgezeichnet und erhielt den Wiener Filmpreis. 
Interview mit der Regisseurin Kurdwin Ayub