Women in Architecture 2025
Filmreihe im Rahmen des WiA-Festival Bremen 2025:
Das CITY 46 / Kommunalkino Bremen e.V. zeigt im Rahmen des bundesweiten „Women in Architecture“- Festivals WiA25 die gleichnamige Filmreihe mit Dokumentar- und Spielfilmen aus 50 Jahren Architekturfilmgeschichte.
Die Reihe macht einen Perspektivwechsel erfahrbar: Sie begleitet junge Architektinnen in den Beruf (Unser kurzes Leben, 1980, Regie: Warneke), beleuchtet die strukturelle Unsichtbarkeit von Frauen im Architekturdiskurs (The Mies van der Rohes, 2022, Regie: Gisiger) und lenkt den Blick auf das Werk internationaler Architektinnen (Women in Architecture, 2024, Regie: Boris Noir; Lina Bo Bardi – From Glass to Clay, 2022, Regie: Josep Maria Montaner & Jacobo Sucari). Mit einem filmischen Besuch im Frauenstadthaus wird ein wegweisendes Bremer Projekt vorgestellt (Frauenstadthaus, 2022, Regie: Janika Naja Wetzig).
Im Anschluss an die Vorführungen findet jeweils ein Gespräch mit geladenen Gästen statt.
Mit freundlicher Unterstützung der GEWOBA Aktiengesellschaft Bauen und Wohnen.
Hier geht es zum Flyer der Filmreihe
Unser kurzes Leben

Bildcredit: Unser kurzes Leben: © DEFA-Stiftung/Klaus Goldmann, defa-filmverleih
So. 1.6. / 17:30mit Corinna Bühring, GEWOBA Aktiengesellschaft Wohnen und Bauen, Neubau / Stadtentwicklung sowie Studierenden der School of Architecture Bremen an der HSB
Die junge Architektin Franziska Linkerhand hat genug: genug von einer Ehe, in der sie sich verliert, genug von einem beruflichen Umfeld, das sie auf ihre Rolle als brave Assistentin reduziert. Sie verlässt Ost-Berlin, um in der Provinz ein neues Leben zu beginnen – angetrieben vom Wunsch, Architektur und Leben zu verbinden. In der Stadt N. kommt sie in ein Kollektiv, dessen Chef Schafheutlin bereits vor den Zwängen der Praxis kapituliert hat. Die starren Strukturen und die Bevormundung durch Männer führt zwangsläufig zu Auseinandersetzungen. In dem Kipperfahrer Trojanovicz lernt sie einen neuen Mann kennen und lieben. Aber wie im Beruf geht sie auch im Privatleben keine Kompromisse ein.
Lothar Warnekes Verfilmung des autobiografischen Romanfragments „Franziska Linkerhand“ von Brigitte Reimann zeigt, wie das Leben seiner feministisch informierten Hauptfigur mit den gesellschaftlichen und architektonischen Normen in Konflikt gerät. In Franziskas architektonischen Ambitionen drückt sich ihre innere Haltung aus – kompromisslos und suchend. Architektur ist in „Unser kurzes Leben“ nicht nur Baukunst, sondern eine gesellschaftliche Praxis.
In der Rückschau erstaunt manche Entscheidung der Zensurbehörden, warum der eine Film der Schere zum Opfer viel, ein anderer wie „Unser kurzes Leben“ nicht. Vielleicht liegt es an Warnekes versöhnlichem Ton. Seine Kritik ist nicht scharf und ätzend, sondern milde, manchmal versteckt, aber stetig. Und vor allem eines: konstruktiv. Anstatt nur am Status quo herumzumäkeln, zeigt „Unser kurzes Leben“ Menschen, die eine Lösung parat haben. (Falk Straub, www.kino-zeit.de)
Die von Simone Frost sensibel und dynamisch gespielte Franziska hebt sich in vielerlei Hinsicht von ihrem Umfeld ab, angefangen bei ihrem dem Klischee von Weiblichkeit nicht entsprechenden Äußeren, bis hin zu ihrem unbedingten Anspruch aufs Leben. Als Angehörige der Intelligenz des Systems erfährt sie, wie ihr Wissen, ihre Absichten und Pläne der politischen Realität untergeordnet werden und der in Beton gegossenen Tristesse der Wohnblöcke weichen müssen. (Rouven Linnarz, www.film-rezensionen.de)
The Mies van der Rohes - A Female Family Saga

So. 15.6. / 17:30mit Anja Link (Architekturhistorikerin & Lehrbeauftragte an der HSB) & Studierenden der School of Architecture Bremen an der HSB
Erzählt wird die Geschichte der Familie des weltberühmten Architekten Ludwig Mies van der Rohe aus der Perspektive der Frauen seiner Familie. Sechs Jahre ist die älteste Tochter Georgia, als ihr Vater die Familie verlässt und 1938 in die USA emigriert. Ihre Mutter Ada tut alles, damit Georgia und ihre Schwestern Manna und Traudel liebevoll umsorgt und fortschrittlich erzogen aufwachsen können. Die Frauen überleben, auf sich allein gestellt, die Barbarei der Nazizeit und des Krieges, doch ihr Leben bleibt vom abwesenden Mann, Vater und Geliebten bestimmt.
Zitate von Georgia, einer außergewöhnlichen und mutigen Frau, werden von Katharina und Anna Thalbach Thalbach in fiktiven Interviews gesprochen. Regisseurin Sabine Gisiger kombiniert diese inszenierten Gespräche mit Filmaufnahmen aus den Privatarchiven der Familie van der Rohe sowie mit Fotografien und bislang unveröffentlichtem Archivmaterial. So verknüpfen sich persönliche Erinnerungen von einem Leben im Schatten eines berühmten Vaters, von weiblicher Selbstbehauptung und familiären Umbrüchen mit der Architektur- und Zeitgeschichte des 20. Jahrhunderts.
Sabine Gisiger zum Film:
„Vor vielen Jahren stolperte ich in einer Berliner Buchhandlung über ein Taschenbuch: Georgia van der Rohe „La Donna è mobile. Mein bedingungsloses Leben“. Mich […] faszinierte der ganze neue Blick auf die Moderne und auf einige ihrer wichtigen Protagonisten und Protagonistinnen, den mir ihre Erzählung eröffnete: Georgia van der Rohe wurde als Tochter des berühmten Architekten Ludwig Mies van der Rohe geboren.
Jedenfalls dachte ich, dass ich die Frau, die damals 85jährig in Berlin lebte, unbedingt besuchen musste, um herauszufinden, ob es möglich wäre, sie für einen Film zu interviewen. Ich besuchte sie nicht, weil das Leben andere Pläne hatte. Georgia van der Rohe starb 2008. Aus dem Kopf ging sie mir nicht. Als Historikerin und Dokumentarfilmerin suchte ich andere Wege und entschied mich, ein fiktives Interview zu inszenieren: mit von mir erdachten Fragen, aber authentischen Antworten aus dem schriftlichen Nachlass.
Von Georgias Söhnen und ihrer Nichte habe ich als Erste einen exklusiven Zugang zum privaten Familienarchiv der Mies van der Rohes erhalten. […] Die Gedanken und Gefühle, die aus den zahlreichen schriftlichen Hinterlassenschaften der Frauen zu uns sprechen, haben mich sehr berührt. Sie bedeuten eine einmalige Gelegenheit, aus weiblicher Perspektive von der dramatischen ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts zu erzählen.“
(Auszug aus dem Presseheft)
Women in Architecture // Lina Bo Bardi – From Glass to Clay // Frauenstadthaus

So. 29.6. / 17:30mit Regisseurin Janika Naja Wetzig und Studierenden der School of Architecture Bremen an der HSB
Women in Architecture
CH 2024, Regie: Boris Noir, 20 Min., engl. OmU
Architektur prägt unsere Städte, unser Umfeld und unsere täglichen Erfahrungen. Doch hinter der Gestaltung dieser Räume bleiben viele Stimmen ungehört – vor allem die der Frauen. „Women in Architecture II“ beleuchtet die bemerkenswerten Wege, Herausforderungen und Triumphe der visionären Architektinnen Dorte Mandrup und Tosin Oshinowo (David Basulto in: Arch Daily).
Lina Bo Bardi – From Glass to ClayDeutschlandpremiere
Lina Bo Bardi - del vidrio al barro - E 2022, Regie: Josep Maria Montaner, Jacobo Sucari, 43 Min., OmengU
Lina Bo Bardi war Teil der Moderne, des brasilianischen Developmentalismus, der im Sao Paulo der 1950er Jahre der Architektur einen neuen Charakter gab. Aber Lina Bo Bardi ging viel weiter als diese Reflexion der europäischen Modernität. Das Leben und der Aufenthalt an den Orten, an denen sie ihre Projekte entwickelte, die Beobachtung des Territoriums, der Menschen und der Alltagskultur, der demokratische Wissensaustausch – ein Dialog unter Gleichen – führten dazu, dass sie ihrer Architektur einen anthropologischen Blick aufdrückte.
Frauenstadthaus
D 2022, Regie: Janika Naja Wetzig, 24 Min.
1989 ersteigerte der Verein Frauenstadthaus ein Altbremer Haus in der Straße Am Hulsberg. Ziel ist, gemeinsam mit Frauen geeignete Räumlichkeiten herzurichten, und sie ihnen dann zum Wohnen, Arbeiten und für Kultur zur Verfügung zu stellen. Das Projekt wird zum Vorbild für eine frauenorientierte Planung weit über Bremen hinaus.
Die Dokumentation „Frauenstadthaus“ von Janika Naja Wetzig präsentiert Haus und Nutzerinnen und begleitet die Initiatorinnen Inge Mohrmann, Meike Austermann-Frenz und Marlies Hestermann im Gespräch über Ziele, Umbau und Erfolge.