Der Helsinki Effekt – Vom Kalten Krieg zur Wiedervereinigung

FIN/D/S 2025, Regie: Arthur Franck, 88 Min., OmU

Es war die Konferenz des vergangenen Jahrhunderts, als sich die ranghöchsten Vertreter von acht sozialistischen und 27 kapitalistischen Ländern 1975 in Helsinki trafen. Das Ziel der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa – KSZE – war Versöhnung. Im Zentrum der Verhandlungen stand das Bestreben der Sowjetunion unter Leonid Breschnew, die bestehenden Grenzen des Ostblocks nach dem Zweiten Weltkrieg völkerrechtlich anerkennen zu lassen - während Westeuropa, sowie die USA unter Präsident Gerald Ford und Außenminister Henry Kissinger, auf die Stärkung von Demokratie und Menschenrechten drängten. Nach langwierigen Diskussionen verständigten sich schließlich 35 Staats- und Regierungschefs auf einen Kompromiss.
Arthur Francks Dokumentarfilm bietet einen eindrucksvollen Einblick in die historischen KSZE-Verhandlungen im Jahr 1975, für die er ausschließlich Archivmaterial nutzt und Schauspieler Bjarne Mädel als Erzähler die Teile zusammenführt. Lange Zeit wurde die Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa als langwieriges, wenig effektives diplomatisches Unterfangen betrachtet. Rückblickend erwies sie sich jedoch als bedeutender Schritt: Sie trug zur Überwindung des Eisernen Vorhangs bei und beeinflusste den Zerfall der Sowjetunion sowie den Fall der Berliner Mauer.

Zahlreiches Filmmaterial über die oft zähen Verhandlungen auf dem Weg nach Helsinki hat Franck zusammengetragen, vor allem aber auch die Gesprächsprotokolle der Konferenz sichten können, die erst Anfang der 2000er Jahre freigegeben wurden.Hier findet sich im Wortlaut, was Breschnew sagte, aber auch Henry Kissinger, der damalige Sicherheitsberater der amerikanischen Präsidenten Richard Nixon und später Gerald Ford. Um diese Aussagen lebendig erscheinen zu lassen, traf Franck die Entscheidung, die Staatsmänner mittels einer Sprach-KI zu imitieren, was zwar zu erstaunlich überzeugenden Ergebnissen führt, aber auch zu nicht unproblematischen. (Michael Meyns, www.programmkino.de)

Dokumentarfilmregisseure produzieren gelegentlich einen Film, der sofort ein Klassiker ist. Arthur Francks unterhaltsamer und zutiefst aufschlussreicher „Der Helsinki Effekt“ ist einer dieser wenigen. (Nick Holdsworth, Modern Times Review)

Francks schwungvolles politisches Lehrstück – ein Muss für den Politikunterricht – mag am Ende leicht pädagogisch klingen. Sein Fazit darf aber angesichts des Zynismus und des Irrsinns, die derzeit die politische Agenda beherrschen, einmal ausgesprochen werden: All die langen ­Verhandlungsrunden, die Berge von Papier, die ausufernden Reden – »all das ist immer besser als die Alternative«. (Raimund Gerz, www.epd-film.de)

Dokfilm: "Der Helsinki-Effekt" (Beitrag bei ttt – titel, thesen, temperamente, 01.06.2025)