Agent of Happiness

Bhutan 2024 - Drehbuch, Regie: Arun Bhattarai, Dorottya Zurbó, 94 Min., Dzongkha OmU

Bhutan im Himalaya: Im Auftrag der bhutanischen Regierung bereist Amber Gurung die abgelegenen Täler. Dort befragen er und andere Beauftragte die Bevölkerung nach ihrem persönlichen Glücksempfinden – und liefern damit die Grundlage für die Politik des „Bruttonationalglücks“ Bhutans, nach dem sich die Entwicklung des Landes ausrichtet. Sie fahren mit ihrem Kleinwagen von Tür zu Tür und treffen dabei auf die unterschiedlichsten Menschen, ob im Dorf oder auf dem Land, ob beim Beackern der Felder, beim Gebet oder bei der Meditation. Ganz verschieden reagieren sie auf Ambers standardisierten Fragebogen: ob sie eine Kuh oder einen Esel besitzen, einen Traktor oder einen Laptop – sie alle erzählen mit unerschrockener Ehrlichkeit und stiller Weisheit aus ihrem Leben und davon, was sie glücklich macht und was vielleicht nicht. Und Amber selbst, der mit seinen knapp 40 Jahren allein mit seiner betagten Mutter lebt, spielt auf seinen Reisen Luftgitarre, er singt und tanzt – träumt letztlich aber nur davon, endlich die richtige Frau zu finden.
Arun Bhattarai und Dorottya Zurbó Dokumentarfilm öffnet den Blick in eine andere faszinierende Welt. Wenn die Menschen von sich erzählen, lässt sich erahnen, dass Glück zu empfinden nicht nur eine Frage der äußeren Umstände ist.

Infos zum Bruttonationalglück

Seeing the astonishing mountain landscape of Bhutan and hearing people talk about their joys and sorrows in life — hearing them talk about being human — makes Agent of Happiness an entirely engaging film. This is a gentle document about the human condition and the need for connection; likewise gentle is the skewering of the “happiest country in the world” and Bhutan’s approach to modern issues. The film does not shy away from the country’s complicated social issues — poverty, misogyny, unresolved human rights issues with the Lhotshampa; this is a place where a happiness agent cannot get the citizenship that would allow him to find happiness in his own life. Much is fascinating and new to western eyes about the “far away” and near-mythical land of Bhutan, but as Agent of Happiness makes clear, you will recognize the people. (Alliance of Women Film Journalists, www.awfj.org)

Amber Gurung aus Bhutan befragt auf seinen Reisen durch die abgelegenen Täler des Himalayas die Bevölkerung nach ihrem Glücksempfinden. Das dokumentarische Roadmovie ist jetzt in den österreichischen Kinos zu sehen. (Beitrag im 3sat-Kulturmagazin)

Ein Roadmovie durch Bhutan, auf der Suche nach dem Glück (Beitrag bei ttt – titel, thesen, temperamente, 22.06.2025) 

Shambhala

NEP/F/N/HK/TRK/TWN/USA 2024, Regie: Min Bahadur Bham, mit Thinley Lhamo, Sonam Topden, Tenzing Dalha, 150 Min., OmU

Ein abgelegenes Dorf hoch im nepalesischen Himalaya. Hier gibt es keine Bäume, keine Pflanzen, keine Elektrizität, nur Berge und harte klimatische Bedingungen. Die junge Pema ist frisch verheiratet mit Tashi und außerdem noch mit dessen zwei jüngeren Brüdern Dawa sowie Karma, der auch Mönch ist. Bald nach der Hochzeit geht Tashi auf eine lange Handelsreise. Dabei erreicht ihn die Nachricht, dass Pema schwanger ist, aber nicht er der Vater des Kindes sei, sondern der Dorflehrer, der seinem Bruder Nachhilfe gibt. Der gekränkte Ehemann bleibt in den Bergen, und Perma macht sich auf die lange Reise durch den Himalaya, um ihm die Wahrheit zu erzählen. Die Suche durch die Dörfer und Landschaften auf einer Höhe von vier- bis sechstausend Metern wird für Perma zu einer inneren Reise, während der sie sich über die Zwänge, die ihr auferlegt werden, und andere existenzielle Fragen klarwerden muss. 
„Shambhala“ ist der erste Film aus Nepal, der im Wettbewerb der Berlinale gezeigt wurde und der nepalesische Beitrag der Oscar-Verleihung 2025. Shambhala bezeichnet im tibetischen Buddhismus ein mythisches Königreich, das denen, die es finden, inneren Frieden verspricht.

Die Suche nach dem verschollenen Ehemann, das stellt sich mit zunehmender Dauer heraus, wird zu einem spirituellen Weg. Es geht irgendwann gar nicht mehr so sehr darum, ob Pema Tashi wiederfinden wird, ob sie ihn davon überzeugen kann, den Platz an ihrer Seite wieder einzunehmen. Sie findet vor allem zu sich selbst – zu der Stärke, sich alleine den Herausforderungen des Lebens zu stellen und sich zu emanzipieren von den archaischen Ritualen ihrer Gesellschaft.
Auch Karma macht eine Entwicklung durch – vom vergeistigten, etwas unbeholfenen Mönch zu einem Mann, der reiten lernt, der sich Konflikten stellt und der irgendwann sogar (fast) bereit dazu ist, seine Rolle als Pemas Ehemann einzunehmen. Dann allerdings kommt es doch wieder ganz anders, denn in seinen insgesamt zweieinhalb Stunden bietet der Film eine Menge an überraschenden Wendungen. (Carsten Dreyer, www.rbb-radiodrei.de)

Die Lebensbedingungen drosseln alle Bewegungen und Gefühle und verleihen ihnen zugleich eine Klarheit, die jede Geste kostbar erscheinen lässt. (…) Die Kamera von Aziz Zhambkiev umfängt die Szenen in langen ruhigen Einstellungen. Das Sammeln gelber Blütenblätter zum Färben, das Meißeln von Namen in flache Steinplatten, das Musizieren auf hölzernen Saiteninstrumenten oder das Stricken eines leuchtend orangefarbenen Pullovers werden da zelebriert. Nur selten brechen ungestüme Gefühle durch. Zunächst mag das gewöhnungsbedürftig sein, hat man sich aber erst mal darauf eingelassen, ist es ein kostbares Geschenk.
(Anke Sternborg, Süddeutsche Zeitung

Das mag schließlich auch das Verdienst dieses weitgereisten, spektakulären und zugleich ganz bescheidenen Films sein: dass er uns die spirituelle Praxis, die ihn bis zum Bersten erfüllt, nicht aufdrängt, sondern auf schlichte Weise verständlich und plausibel macht. „Shambhala“ ist eine Arbeit an der großen Gemeinsamkeit der Menschheit auf Erden, fast schon ein Anachronismus.
(Alexandra Seitz, www.epd-film.de)