Verplant – Wie zwei Typen versuchen, mit dem Rad nach Vietnam zu fahren

D 2020, Regie: Waldemar Schleicher, mit Tobias John, Matthias Schneemann, 108 Min.

Otti und Keule wollen vom thüringischen Heiligenstadt mit dem Fahrrad entlang der alten Seidenstraße bis nach Ho-Chi-Minh-Stadt (Saigon) im Süden Vietnams fahren. Wie kommt man auf diese Idee, wenn man, wie Otti selber sagt, Radfahren gar nicht so gerne mag? Untrainiert starten die zwei leicht verplanten, aber mit viel Lebensfreude und Humor gesegneten jungen Männer im Rekordhitzesommer 2018 Richtung Osten. In zehn Monaten radeln sie über den Balkan ans Schwarze Meer, durch die Türkei, den Iran, Zentralasien und China bis nach Vietnam. Natürlich geht vieles schief auf der 15-Länder-Tour, seien es der Felgenbruch, die Tücken iranischer Bürokratie oder der chinesische Überwachungsapparat, der den Fremden per GPS folgt. Doch was Otti und Keule durchhalten lässt, ist ihre große Klappe und die vielen hilfsbereiten Menschen überall. Sie nehmen sich Zeit für spontane Begegnungen und sind neugierig auf das Leben vor Ort. Und das macht großen Spaß, ihnen dabei zu folgen. Warum gibt es zum Beispiel keine schwarzen Autos in Turkmenistan? Einfallsreiche Trick-Animationen ergänzen die reinen Reisebilder und heben „Verplant“ auch hier von gängigen Reise-Dokus ab.

„Verplant“ ist ein sympathischer, mit Liebe zum Detail realisierter filmischer Erlebnisbericht… Dank eines hohen Informationsgehalts, charmanter Animationen und herrlicher Naturbilder. (Björn Schneider, programmkino.de)

Waldemar Schleicher, Regisseur, zum Projekt: „Als ich erfuhr, dass Otti und Keule diese Tour vorhaben, wusste ich, dass ich mitmachen will. Ich kenne die beiden schon ewig und dachte mir, dass es lustig werden könnte. So bin ich die ersten und letzten 1.000 km mitgeradelt und habe sie gefilmt. Den Rest der Strecke habe ich ihr Projekt von zu Hause aus als Cutter und Regisseur betreut. Worauf ich mich da wirklich einlasse, wusste ich anfangs nicht. Relativ schnell wurde mir jedoch klar, dass es am Ende kein Standard-Reisefilm werden würde. Die beiden haben auf ihrer Reise nie sich selbst oder Antworten auf die großen Fragen des Lebens gesucht – stattdessen haben sie immer einen Weg gefunden, ihren Humor und ihre Selbstironie authentisch einzufangen. So war es für mich zwar eine Menge Arbeit, aber vor allem ein großes Vergnügen, mich durch die 170 Stunden Filmmaterial zu wühlen. Das Ergebnis ist ein Film, von dem ich hoffe, dass er als eine Bereicherung, eine neue Farbe für das Reisefilmgenre in Erinnerung bleibt.“  Zur Filmseite: https://verplant-film.de/

May, die dritte Frau

Vietnam 2018, Buch & Regie: Ash Mayfair, mit Nguyen Phuong Tra My, Mai Thu Huong Maya, Tran Nu Yên-Khê, 96 Min., OmU

Im ländlichen Vietnam des 19. Jahrhunderts: Als Bezahlung für die Schulden ihres Vaters soll die 14-jährige May die dritte Frau des reichen Seidenplantagenbesitzers Hung werden. Sie wird dort von seinen anderen Ehefrauen, Lao und Xuan, freundlich in die täglichen Rituale eingeführt. Als May schwanger wird, stehen sie ihr mit schwesterlichem Rat zur Seite. Doch bald wird ihr bewusst, dass sie nur echten Wert in der Familie erlangen kann, wenn sie einen Sohn zur Welt bringt. Als sie sich zudem in Xuan verliebt, die zweite Frau, muss May sich entscheiden, wie ihr Leben weitergehen soll.

Die oft bebilderte Geschichte der arrangierten Ehe einer Kindsbraut, die allmählich zu einer jungen Frau mit eigenem Willen wird, erzählt Drehbuchautorin und Regisseurin Ash Mayfair auf ganz eigene und poetische Weise neu. Das Spielfilmdebüt der zeitweise in den USA lebenden Vietnamesin ist von Erzählungen ihrer Großmutter und Urgroßmutter inspiriert. Sie blickt jedoch nicht mit der urteilenden Sicht von heute auf das Frauen unterdrückende System, das May erlebt. Mayfair und Kamerafrau Chananun Chotrungroj inszenieren Mays Geschichte wie eine filmische Reflexion: „Das Leben auf der Seidenfarm entspinnt sich in cineastischen Gemälden von narkotisierender Schönheit, untermalt von meditativ dahinfließenden Klängen und dargeboten von drei grandiosen, charismatischen Schauspielerinnen in den Rollen der Ehefrauen. Unterdrückung, Gewalt und Tod werden auf verstörend lakonische Weise miteinander verwoben.“ (Stefan Volk, filmdienst.de)

Ash Mayfair zeigt die Strukturen im ländlichen Vietnam aus weiblicher Perspektive, ohne sich moralisch über die zeithistorischen Umstände zu erheben. (Programmkino.de)

Ich freue mich sehr Schirmherrin dieses schönen poetischen Filmes von Regisseurin Ash Mayfair zu sein. May, die dritte Frau, ist ein Film, von starken Frauen gemacht, aus Frauenperspektive erzählt und damit ein wichtiger Beitrag für Frauen, Mädchen und Menschenrechte. (Minh-Khai Phan-Thi, Schauspielerin, Moderatorin und Gastgeberin des anderssein Podcasts)

Courage

D 2021, Regie: Aliaksei Paluyan, mit Maryna Yakubovich, Pavel Haradnizky, Denis Tarasenka, 90 Min., OmU

Wie weit kann und muss Kunst gehen, um sich staatlicher Repression entgegenzustellen? Dieser Frage wollte der belarussisch-stämmige Regisseur Aliaksei Paluyan in seinem ersten Dokumentarfilm nachgehen. Doch als er 2020 in seine Heimat reist, um die Schauspieler*innen des regimekritischen Free Belarus Theatre zu interviewen, kommt alles ganz anders. Während der Dreharbeiten eskaliert die politische Situation in Belarus.
Nach den Präsidentschaftswahlen 2020 sieht sich Lukaschenko, auch bekannt als „letzter Diktator Europas“, erneut als Machtinhaber bestätigt. Doch mehr als hunderttausend Menschen ziehen durch die Straßen von Minsk, fordern neue freie Wahlen, die Entlassung politischer Gefangene und die Absetzung Lukaschenkos, der Belarus seit über 25 Jahren mit harter Hand regiert. Die Massenproteste halten an. Es wirkt fast als könnte dies der Moment sein, an dem sich alles ändert. Mitten drin Denis, Myrna und Pavel, die sich tatkräftig am friedlichen Wiederstand beteiligen. Die Hoffnung auf einen politischen Systemwechsel liegt in der Luft, das spürt auch das Regime und greift äußerst brutal durch. Alle dreien wird klar, wie sehr ihr Kampf um Freiheit ihre eigene Sicherheit gefährdet.
„Courage“ lief gerade als Special auf der Sommer Berlinale 2021. Regisseur Paluyan gelang es im Herbst 2020 gerade noch, das Filmmaterial außer Landes zu bringen, bevor die Grenzen für Filmemacher und Medienvertreter mehr oder weniger abgeriegelt wurden.

Mit „Courage“ wirft der Dokumentarfilmer auch die Frage auf, was Kunst politisch bewirken kann. Seit 16 Jahren spielt das Belarus Free Theatre gegen Lukaschenko an. Immer mehr Ensemblemitglieder leben im Exil, der Machthaber jedoch bleibt derselbe. Ein bisschen fülliger, die Haare grau, und noch immer in Amt und Würden. (Simon Rayss, Tagesspiegel)

Über seinen Film „Courage“, der jetzt auf dem Berlinale Summer Special läuft, spricht Holger Klein mit dem Regisseur Aliaksei Paluyan. (www.radioeins.de)

Atemberaubender Dokumentarfilm… Menschen, die so mutig sind, dass es einem den Atem verschlägt. (3sat Kulturzeit)

Ruben Brandt, Collector

H 2018, Regie: Milorad Krstić, Animation, 94 Min., engl. OmU

Ruben Brandt, Kunst-Psychotherapeut, wird in seinen Albträumen regelmäßig von Figuren aus berühmten Gemälden heimgesucht. Nicht nur heimgesucht. Sie wollen ihn töten. Während einer Zugfahrt wird Ruben von einem blutrünstigen Mädchen angegriffen, das dem Velázquez’ Gemälde „Infanta Margarita“ entsprungen ist. Etwas später wird er fast von Boticellis Venus erwürgt, bevor er sich gegen eine der Figuren aus Edward Hoppers „Nighthawks“ erwehren muss. Alle Figuren scheinen einem kubistischen Gemälde Picassos entsprungen.
Als seine kleptomanische Patientin Mimi vorschlägt, alle ihm gefährlichen Gemälde zu stehlen, um so sein Trauma zu bekämpfen, ist Ruben zu einem Versuch bereit. Zusammen mit vier talentierten Dieben gehen sie auf Beutezug in die großen Museen. Louvre, Tate, Uffizi, Hermitage, das Museum of Modern Art: Überall haben sie Erfolg. Und die Kunstszene setzt eine hohe Belohnung auf den Kopf des Collectors aus.
Mit fast 60 Jahren liefert der ungarische Künstler Milorad Krstić seinen ersten Spielfilm ab.

Es gibt viel zu entdecken in Milorad Krstić’ Wunderkammer, praktisch jedes Bild ist mit einer Referenz an Film, Kunst oder Pop-Kultur angereichert, mal deutlicher, mal versteckter. Kaum zu glauben, dass „Ruben Brandt“ der Debütfilm des Regisseurs ist, nach jahrelanger Arbeit vollendet, in einer Mischung aus moderner 3-D-Animation und traditioneller 2-D-Technik inszeniert… Doch bei allen Verweisen und Bezügen, allen visuellen Gags, die zu entdecken sind, ist „Ruben Brandt“ doch mehr als nur eine zwar originelle, aber beliebige Zitatspielerei. Krstić erzählt von den psychologischen Folgen des Kalten Krieges, den Obsessionen, die hinter dem Eisernen Vorhang wuchsen. (Michael Meyns, www.taz.de)

Seit seiner Aufführung auf der Piazza Grande in Locarno vor zwei Jahren gilt der herrlich schräge, abendfüllende Streifen „Ruben Brandt, Collector“ als einer der besten Animationsfilme für Erwachsene der letzten Jahre. (Jörg Taszman, Deutschlandfunk Kultur)

Kinomann

D 2020, Drehbuch, Regie, Kamera und mehr: Matthias Ditscherlein, 90 Min.

Als Helmut Göldner mit 15 Jahren das erste Mal „Kino machte“, war es um ihn geschehen. 60 Jahre ist das her. Seit damals und auch heute noch bestimmen Filmrollen, Projektoren und Landstraßenkilometer sein Leben. Und die ganze Familie im Örtchen Sieglitz, irgendwo in Sachsen-Anhalt, wird auch noch dafür eingespannt. Beinahe täglich ist der 75-jährige mit ungebrochener Energie unterwegs, um dort Filme zu zeigen, wo es schon lange kein Kino mehr gibt. Mit einem Projektor aus dem Jahr 1938 reist Helmut Göldner von Dorfplatz zu Dorfplatz, um die Bewohner*innen mit seinem mobilen Kino zu unterhalten. Voller Empathie weiß er um die Sorge und Nöten seiner Besucher*innen, die häufig lange überlegen müssen, ob sie sich eine Karte leisten können.
Der Regisseur Matthias Ditscherlein zeigt in „Kinomann“ eine fast vergessene Zeit – und was Kino für Menschen sein kann. Die Weltpremiere bei den 54. Internationalen Hofer Filmtagen erfolgte ganz traditionell analog auf 35 mm. „Ein Film für das Kino, für das gemeinsame Erleben und gegen die Vereinzelung. Ein Film für das Weitermachen, für das kompromisslose Leben einer Idee, an die man glaubt, egal was die anderen dazu sagen.“ (Matthias Ditscherlein, Hofer Filmtage)

Neben der Liebe zum Film ist es auch Göldners Liebe zu seiner Heimat in Sachsen-Anhalt, die Ditscherleins Film einfängt. Denn ohne ein mobiles Kino gibt es an vielen ländlichen Orten, auch und gerade im Osten Deutschlands, eben gar kein Kino. Ein Kulturverfall, der schlimm ist und auch weiterhin voranschreitet… KINOMANN ist ein sehr genau erzähltes dokumentarisches Roadmovie über einen Mann, dessen Leben dem Kino gehört. Und dessen Wirken einen wunderbaren Kinofilm hat entstehen lassen. (FBW-Filmbewertung, Prädikat: besonders wertvoll)

Ema

Ema y Gastón - CHL 2019, Regie: Pablo Larraín, mit Mariana Di Girolamo, Gael Garcia Bernal, Santiago Cabrera, 102 Min., span. OmU

Ema ist Mitte Zwanzig, als sie eine Entscheidung trifft, die sich nicht rückgängig machen lässt. Eigentlich lief es gut in der Ehe mit Gastón, der gleichzeitig auch Choreograph ihrer Tanzkompanie ist. Doch als Emas Schwester von Polo, ihrem Adoptivsohn, schwer verletzt wird, gibt sie ihn kurzerhand zurück ans Jugendamt, wie einen bissigen Hund. Nicht nur Gastón ist entsetzt über diese herzlos erscheinende Tat, und die Ehe geht in die Brüche. Emas Leben liegt in Scherben, doch statt zu verzweifeln, ergreift die junge Tänzerin die Flucht nach vorn. Der Streetdance Reggaeton, den Gastón als herablassend als Knastmucke bezeichnet, wird zum Ausdruck von Emas Rebellion. Bewaffnet mit einem Flammenwerfer und jeder Menge Tatendrang streift Ema mit ihrer Truppe durch die chilenische Hafenstadt Valparaíso und sucht nach ihrer nächsten erotischen Eroberung.

„Ema“ ist eine wilde Mischung aus Psychodrama, Generationenporträt und Tanzfilm. Abstraktes Kopfkino, das zunächst sperrig wirkt, mit seinen sinnlichen Bildern und der Musik aber dann doch einen hypnotischen Sog entwickelt, dem man sich nur schwer entziehen kann. (Julia Haungs, SWR 2)

Das Mädchen mit dem Flammenwerfer - Der ohnehin unberechenbare chilenische Regisseur Pablo Larraín legt seinen bislang wildesten Film vor: „Ema" ist eine leicht entzündbare Mischung aus Tanzfilm, Ehedrama und erotischer Fantasie - ein Erlebnis. (Hannah Pilarczyk, Spiegel Kultur)

Für gewöhnlich ahnt man doch schon während der Hälfte eines Films, welche zwei, drei Enden nun möglich sind und ist dann nur noch mäßig überrascht, wenn die Figuren sich entscheiden, hofft maximal, wenn man sie halbwegs sympathisch findet, dass ihr Ende nicht die schlimme Variante wird. „Ema“ aber überfährt einen mit jener Wucht, mit der die Hauptfigur durch den Film marschiert. Und man lässt sich gern davon überfahren. (Maria Wiesner, Kino Zeit)

The Royal Train

A/RUM 2019, Regie: Johannes Holzhausen, 92 Min., OmU

Eine Geschichte wie aus einer vergangenen Zeit: Obwohl das Königreich Rumänien schon seit mehr als 70 Jahren nicht mehr existiert - nach der erzwungenen Abdankung König Mihais 1947 - scheint die Idee einer Monarchie immer noch Anklang zu finden. Prinzessin Margareta von Rumänien verfolgt seit Jahren einen sehr ernsthaften Kampf darum, ihrem Haus wieder den „rechtmäßigen“ Platz an der Spitze des Staates zu verschaffen. Der „Königliche Zug“ spielt dabei eine wesentliche Rolle. Nach historischem Vorbild fährt Margareta mit ihrer Entourage im Salonwagen durch das Land und wird von Menschen gefeiert, für die das Königshaus ein bedeutender Identitätsfaktor ist. Regisseur Johannes Holzhausen, den zufällig auch eine entfernte Verwandtschaft mit der Prinzessin verbindet, dokumentiert die bizarr wirkende Werbe-Tour der „Hüterin der Krone“ durch Rumänien.

Der österreichische Dokumentarfilmer Johannes Holzhausen hat ein Gespür für starke Stoffe… In »The Royal Train« nimmt der Regisseur (selbst ein entfernter Verwandter der Familie) die Rundreise im Dienste der Restauration als Gerüst für eine Groteske, die aus dem Fundus einer K.-u.-k.-Operette stammen könnte. Da werden auf verwahrlosten Provinzbahnhöfen von Honoratioren hektisch dünne rote Teppiche ausgerollt, und Vertreter der Bevölkerung müssen in Uniformen oder Trachten zur Begrüßung antreten. (Silvia Hallensleben, Epd-film.de)

Bei dieser großen Komödie genügt es Holzhausen, einfach ein Beobachter zu bleiben. Auch so gelingen Bilder, an denen Wes Anderson seine helle Freude hätte. (Dorian Waller, Der Standard)

The Royal Train ist eine Allegorie der Macht, ein Bilderbogen, der den Wegen einer in der Schweiz geborenen, in England ausgebildeten Frau folgt, die sich mit eiserner Disziplin als rumänische Kronprinzessin präsentiert. (…) Zu [Johannes Holzhausens] künstlerischen Tugenden zählen die Geduld, mit der er sich dem Geschehen zuwendet, und die Empathie, die er noch für die schrulligsten Figuren aufbringt, deren Lebensstrategien er erkundet, aber nie denunziert. Deswegen gelingt es ihm, uns für vermeintlich ephemere Themen und absonderliche Gestalten zu interessieren: Das große Welttheater, es wird überall gespielt, man muss die Fähigkeit haben, es zu bemerken. (Karl-Markus Gauß, Die Presse)

Alles ist Eins. Außer der 0.

D 2021, Regie: Klaus Maeck & Tanja Schwerdorf, mit Wau Holland, Linus Neumann, Peter Glaser, 90 Min.

Als das Internet Einzug in unser Leben hielt, war klar, dass sich vieles von Grund auf verändern würde: endlich vernetzt mit allem und jeden in der grenzenlosen digitalen Welt; freie und interkulturelle Netzwerke ohne Grenzen. Der blinde Glaube an die mehr oder weniger sozialen Netzwerke wurde zum Glück schon früh durch Hacker unterlaufen. 1981 gründeten ein paar Hacker*innen den Chaos Computer Club – kurz CCC - bis heute eine Bastion in der Verteidigung der Persönlichkeitsrechte innerhalb der digitalen Welt. Wau Holland als Deutschlands erster digitaler Bürgerrechtler wollte eine demokratische digitale Kultur schaffen. Er und die Mitglieder des CCC sind Aktivisten, Spione, Genies und machen immer wieder international mit medienwirksamen Hacks auf sich aufmerksam. Für Wau Holland und den CCC ist Digitalisierung nicht nur Heilsbringer, sondern eine Regierungstechnik, von der nichts weniger als der soziale Zusammenhalt der Gesellschaft abhängt. 40 Jahre später, in Zeiten von Fake News, staatlicher Überwachung, Propaganda und Repression sowie Spionage-Angriffen auf unzählige Privatpersonen ist die Hackerethik des CCC wichtiger denn je.

Vom Computer-Nerd zum Datenkünstler, vom Einsiedler zum Medienstar, vom subversiven Hacker zum Verfechter der Demokratie: „Alles ist Eins. Außer der 0.“ zeigt mit cleveren Montagen, wie die großen Fragen unserer Gegenwart das Leben und Wirken Wau Hollands durchzogen. Gerade für die heutige Dynamik des Internets, in der eine Meinung nicht nur freie Äußerung, sondern immer auch eine Waffe ist, wirkt die Hackerethik des CCC wie ein Mahnmal zivilgesellschaftlicher Werte. (Kino Zeit)

Es ist überfällig, den visionären Ideen und dem Vermächtnis des Datenphilosophen Wau Holland einen Film zu widmen. In einem unterhaltsamen Rückblick wollen wir die Ethik und den Humor der Hacker zeigen, uns anstecken lassen von dem Wissensdurst, der Improvisationsfreude und Unerschrockenheit unserer Protagonisten, um die hochaktuelle gesellschaftliche Relevanz ihrer Themen zu reflektieren und Wege aus der großen Datenfalle aufzuzeigen. (Regiekommentar Klaus Maeck / Tanja Schwerdorf )

„Alles ist eins, außer der Null“ zeichnet die Geschichte des Chaos Computer Clubs bildstark und mit viel Humor nach. Die Dokumentarfilmer Klaus Maeck und Tanja Schwerdorf lassen sich faszinieren von Clubgründer Wau Holland und seinem visionären Geist. Vieles, dessen Auswirkungen uns erst heute mit voller Wucht treffen, hat der früh Verstorbene vorhergesehen – und bereits damals das passende Gegengift entwickelt. (Peter Gutting, cinetastic)

Matthias & Maxime

CDN 2019, Regie: Xavier Dolan, mit Gabriel D'Almeida Freitas, Xavier Dolan, 119 Min., frz. OmU

Matthias und Maxime sind schon seit ihrer Kindheit die besten Freunde und können sich gar nicht vorstellen, getrennte Wege zu gehen. Doch Maxime will eine Veränderung, vor allem aber Distanz zu seiner psychisch labilen Mutter. Von Montreal nach Australien ist sein Plan. In den Wochen vor seiner Abreise wollen die Freunde den Abschied noch gebührend feiern. Auf einer Party werden sie von einer Filmstudentin kurzerhand als Schauspieler für ihr nächstes Projekt engagiert. Als sie dann herausfinden, dass sie sich vor laufender Kamera küssen sollen, wollen beide am liebsten hinwerfen und machen nur widerwillig mit.
Ungeahnte, unterdrückte Gefühle erwachen, die die Freunde vor Entscheidungen und scheinbar unüberwindbar Herausforderungen stellen. Denn während Matthias sich krampfhaft gegen seine Gefühle zu wehren versucht, wächst in Maxime mehr und mehr der Wunsch, seinem besten Freund näher zu kommen, bevor der Ozean sie endgültig trennt.

Eine innige Geschichte voller Sehnsucht und Zärtlichkeit. (The Guardian

Ein Film über jene Zeit, wenn die Jugend eigentlich schon vorbei ist, man aber gerne noch ein wenig daran festhalten will, weil diese Lebensphase so voller Freiheiten steckt und voller Möglichkeiten. (Joachim Kurz, www.kino-zeit.de

„Matthias & Maxime” is a beautiful portrait of male love, desire and friendship that understands the transitional points that exist in life. Creating a coming of age romance that ripples with tenderness and love. (cineramafilm.com