Freundschaft im Film / Filme & Seminar
November 2024 bis Januar 2025
Der Filmtheoretiker Siegfried Kracauer schrieb einen seiner ersten Essays „Über die Freundschaft“ (1917). Darin kennzeichnet er das Wort „Freundschaft“ als unklaren und unscharfen Begriff, der allesmögliche bedeuten mag und von den Menschen immer wieder neu mit Sinn aus der eigenen Erfahrung ausgestattet wird. Mit soziologischem Blick unterscheidet Kracauer die Freundschaft von anderen Beziehungsformen wie Kameradschaft, Fachkollegenschaft, Bekanntschaft und Liebe. Schließlich fokussiert er das Wesen der Freundschaft in einer gegenseitigen Spiegelung und Verdoppelung, bei der das Bild des anderen in der eigenen Seele gehütet wird und umgekehrt. Das kann man sich so vorstellen, dass wir Freunde tatsächlich in uns tragen wie Fotografien oder Fragmente eines Films.
Freundschaft als bildnerischer und als Bildungs-Prozess kennzeichnet die Reihe von 11 Filmen im Zeitraum von November bis Januar, die Freundschaften unterschiedlicher Art in Szene setzen. Vor jedem Film gibt es eine Einführung, die unterschiedliche Facetten einer (Film)freundschaft zum Thema macht. Die Reihe wurde kuratiert von Prof. Dr. Winfried Pauleit und em. Prof. Dr. Rainer Stollmann und wird flankiert von Seminaren der Universität Bremen, FB
Die Filme im Januar:
Der Freund meiner Freundin, Mi. 8.1. / 17:30mit Einführung von em. Prof. Dr. Rainer Stollmann
The Three Burials of Melquiades Estrada, Mi. 15.1. / 17:30mit Einführung von Prof. Dr. Winfried Pauleit
Der Verlorene, Mi. 22.1. / 17:30 mit Einführung von em. Prof. Dr. Rainer Stollmann
The Room Next Door, Mi. 29.1. / 17:30 mit Einführung von Prof. Dr. Winfried Pauleit
Der Freund meiner Freundin
Mi. 8.1. / 17:30mit Einführung von em. Prof. Dr. Rainer Stollmann
Eric Rohmers Film ist der sechste und letzte Teil seines Zyklus »Komödien und Sprichwörter«. Der vorangestellte Sinnspruch „Die Freunde meiner Freunde sind meine Freunde“ bildet die Keimzelle einer Komödie über das Tabu, sich Partner:innen von Freund:innen romantisch anzunähern. Die junge Blanche lebt alleinstehend, und lernt zunächst das ungleiche Paar Léa und Fabien sowie Alexandre und seine lose Partnerin Adrienne kennen. Der Film dokumentiert auf humorvolle Weise, wie sich diese scheinbar feste Beziehungsaufstellung innerhalb weniger Tage auflöst und neu zusammengesetzt wird. Die moderne Pariser Trabantenstadt Cergy-Pointoise bildet den idealen bildlichen Rahmen, in dem das Alltagsleben junger Berufstätiger gegen Ende der 80er-Jahre leichtfüßig und natürlich in Szene gesetzt wird.
Eine einfühlsame, erzählerisch-analytische, leicht und natürlich wirkende Charakter- und Situationsbeschreibung junger Menschen. Besonders brillant: Dialog- und Schauspielerführung. (www.filmdienst.de)
'Der Freund meiner Freundin' ist vielleicht der zugänglichste und leichteste Film der Reihe und gut für einen Einstieg ins Werk Rohmers geeignet, dessen Inszenierungsstil zunächst eine echte Herausforderung für den Zuschauer darstellt [...] Dennoch passiert in Rohmers Filmen sehr viel mehr, als es zunächst den Anschein hat, was ihren nicht unerheblichen Reiz ausmacht. Wahre Schönheit drängt sich nur selten auf. Das gilt für das Leben genauso wie für Rohmers Filme. (www.filmgazette.de)
The Three Burials of Melquiades Estrada
Mi. 15.1. / 17:30mit Einführung von Prof. Dr. Winfried Pauleit // Ersatzfilm wird gezeigt
Tommy Lee-Jones Neo-Western beginnt damit, dass der überambitionierte Grenzschutzpolizist Mike fälschlicherweise den illegal eingewanderten Farmarbeiter Melquiades erschießt und seine Leiche in der Sonne liegen lässt. Da der Sheriff kein Interesse an der Aufklärung des Tathergangs hat, entführt Melquiades bester Freund Pete Mike und zwingt ihn, die Leiche zu exhumieren und Melquiades in seinem Heimatdorf Jiménez zu beerdigen.
Was wie ein Rachethriller beginnt, entwickelt sich zu einem melancholischen
Mosaik der US-mexikanischen Grenze und legt die Emphase auf Trauer, Vergebung und Respekt. Die Läuterung eines Täters durch die zerklüfteten, texanischen Landschaften wird neben den exzellenten Darsteller:innen vor allem durch klare, großformatige Bilder und die aufwendig komponierte Klangkulisse getragen.
Gebrochene Helden sind erzählerisch ohnehin dankbarer als strahlende, aber selten wurde ein tragisches Scheitern so bewusst gemacht wie im Debütfilm des Schauspielers Tommy Lee Jones. [...] Der mit Preisen überhäufte Film wird zwar vom Hauch des Spätwesterns getragen, lässt sich ansonsten aber in kein (Genre-)Korsett zwängen – ein bildgewaltiges Erlebnis mit einer eindrucksvollen atmosphärischen Musik, die in ihren Bann zieht. Einmal mehr wird hier die zeitlose Frage von Schuld und Sühne gestellt und zugleich vielschichtig unterwandert; denn für komplexe moralische Konflikte gibt es eben einfachen Lösungen. (Hans Messias, www.filmdienst.de)
Three Burials ist ein rundherum perfekter Film – angefangen vom Drehbuch Guillermo Arriagas über die atemberaubend schönen Landschaftsaufnahmen von Chris Menges bis hin zur Regie von Tommy Lee Jones und den Schauspielleistungen – hier stimmt einfach alles. Im Gewand eines modernen Westerns entwirft Tommy Lee Jones hier ein Opus über Freundschaft, Pflicht und ein Zusammenleben verschiedener Kulturen, das zutiefst menschlich ist und überall auf der Welt verstanden wird. Der Film ist eine Parabel über all das Trennende und Verbindende und ein glühender Appell für mehr Mitmenschlichkeit – eingebettet in eine simple, aber wirkungsvolle Geschichte und von grandiosen Bildern unterstützt. (Joachim Kurz, www.kino-zeit.de)
Der Verlorene
Mi. 22.1. / 17:30mit Einführung von em. Prof. Dr. Rainer Stollmann
Dr. Karl Rothe erinnert 1951 in einem Umsiedellager an die Tragödie, die ihn dorthin gebracht hat. Der Serumforscher erfährt, dass seine Verlobte Inge die Ergebnisse seiner als „kriegswichtig“ geltenden Arbeit für die Alliierten ausspioniert und noch obendrein eine Affäre mit seinem Freund und Kollegen Hösch hat. Im Affekt ermordet Rothe seine Verlobte, will sich aber schuldbewusst dem Gericht stellen. Da der Staat ihn vor einer Verurteilung schützt, stürzt Rothe in eine tiefe geistige Isolation und verliert mit seinen Freunden auch sich selbst.
Peter Lorres einzige Regiearbeit importiert die düstere Atmosphäre, die erzählerischen Kniffe und die existenzielle Drastik amerikanischer Film-Noirs in die Trümmerjahre Nachkriegsdeutschlands, um die psychologischen und sozialen Verwerfungen der NS-Zeit auf eindringlichste Weise anzuklagen.
Die Handlung, die auf einer wahren Begebenheit beruht, ist mit einer so ungewöhnlichen Eindringlichkeit gestaltet, die schauspielerische Leistung von Peter Lorre und den eingesetzten anderen Kräften, die Regie und die Kamera sind von einer filmischen Ausdruckskraft, wie sie kein deutscher Film der letzten Jahre, wie sie kaum ein ausländischer Film der Nachkriegszeit gezeigt haben. Neben dieser ganz besonders künstlerischen Leistung steht aber auch die Tendenz des Films, die in so überaus notwendiger und eindringlicher Weise zeigt, bis zu welcher Vernichtung des Individuums ein diktatorisch gelenktes Staatswesen führen kann. (Auszug aus der Jurybegründung, FBW-Prädikat: wertvoll)
The Room Next Door
Mi. 29.1. / 17:30mit Einführung von Prof. Dr. Winfried Pauleit
Ab Do. 30.1. im Abendprogramm
„Der Krebs kriegt mich nicht, wenn ich mich zuerst kriege“: Die ehemalige Kriegsfotografin Martha beschließt zu sterben. Unheilbar an Gebärmutterkrebs erkrankt, will sie die Chemotherapie abbrechen und ihrem Leben zu einem selbstgewählten Zeitpunkt ein Ende setzen. Helfen soll ihr dabei ihre langjährige Freundin Ingrid, eine Schriftstellerin, obwohl sie sich seit Jahren nicht mehr gesehen haben. Ingrid besucht Martha im Krankenhaus. Die beiden begegnen sich noch einmal neu und nehmen ihre Gespräche von einst über das Leben und den Tod wieder auf. Gemeinsam mit Ingrid will Martha ihre letzten Wochen in einem Ferienhaus verbringen, das in einem Naturschutzgebiet rund zwei Stunden von Manhattan entfernt liegt. Und sich dann dort mit einer Tablette, beschafft im Darknet, umzubringen. Spontan, ohne vorher festgesetzten Zeitpunkt. Wenn es so weit ist, soll Ingrid das an der geschlossenen Tür von Marthas Zimmers erkennen.
Die Filmmusik stammt von Alberto Iglesias, der im Jahr 2011 in der Stadt war den 13. Bremer Filmpreis erhielt.
Mit „The Room Next Door“ legt der Regisseur Pedro Almodóvar seinen ersten englischsprachigen Kinofilm vor und beweist, dass seine Erzähl- und Inszenierungskunst in jeder Sprache begeistert. Das Publikum wird in Ingrids und Marthas Geschichte hineingezogen wie in einen meditativen Sog. Dabei geht es um nichts weniger als existenzielle Themen wie Liebe, Freundschaft, Tod und Leben, Selbstbestimmung und Mutterschaft. Wie in seinen anderen Filmen lebt auch „The Room Next Door“ von der großen Kunst der Darstellenden.“ (FBW-Prädikat: besonders wertvoll)
„The Room Next Door“ ist inszeniert, wie Pedro Almodóvar das schon immer macht: mit einer eleganten Kamera, die sich auf die Gesichter fokussiert, und wieder einem melancholischen Soundtrack des Hauskomponisten Alberto Iglesias. In seiner Rede beim Filmfestival von Venedig meinte er, vor allem seine beiden Hauptdarstellerinnen hätten diesen Film gemacht – und dann fügte er, den Goldenen Löwen in der Hand, noch hinzu, es müsse endlich Gesetze geben, die es allen Menschen ermöglichten, selbstbestimmt über ihren Tod zu entscheiden. Ein Botschaftsfilm ist „The Room Next Door“ deshalb nicht geworden – er besitzt eine künstlerische Offenheit, die belebend wirkt. (Moritz Holfelder, www.ndr.de)
Vergangene Filme dieser Reihe:
Mikey & Nicky
Mi. 18.12. / 17:30mit Einführung von Prof. Dr. Winfried Pauleit
Wieder einmal ruft der kleinkriminelle Nicky seinen ebenfalls kleinkriminellen Kindheitsfreund Mikey an, wieder einmal nur, damit der ihm aus der Patsche hilft. Wie immer steht Mikey seinem paranoiden Freund bei; diesmal soll er ihm zur Flucht vor einem Gangsterboss verhelfen, dem Nicky eine Menge Geld gestohlen hat. Als sich andeutet, dass Mikey seinem Freund nicht aus reiner Nächstenliebe hilft, kippt das anfänglich schrullige Buddy-Movie in ein dramatisches Register und erzählt von Intimität, Verrat, Schuld,
Beim Dreh ließ Elaine May ihre beiden Hauptdarsteller auf ihrem Dauerlauf durch eine kalte, New Yorker Winternacht lange improvisieren, um so die unnachahmliche Chemie des auch hinter der Kamera befreundeten Paars für die Leinwand zu übertragen. Trotz des Charismas erzählt May ihre Dynamik erstaunlich distanziert, wodurch die Kollateralschäden einer dysfunktionalen Männerfreundschaft nie aus dem Blick geraten. (Text: Universität Bremen)
Sozialkritischer Kriminalfilm, der die trostlose Existenz der kleinen Ganoven beschreibt und das Milieu, dem sie entstammen und nicht entrinnen können, als Ursache ihrer Misere ausweist. (www.filmdienst.de)
Die eine singt, die andere nicht
Mi. 11.12. / 17:30mit Einführung von em. Prof. Dr. Rainer Stollmann
Agnès Vardas programmatischer Frauenfreundschaftsfilm beginnt 1962 und endet 15 Jahre später – in dem turbulenten Zeitraum lernen sich die 17-jährigen Pauline und Suzanne kennen. Vor dem zeitgeschichtlichen Hintergrund feministischer Kämpfe für Gleichberechtigung, Emanzipation und körperliche Selbstbestimmung zeigt der Film, wie sich Pauline und Suzanne als autonome Persönlichkeiten verbinden und gegen die Enttäuschungen und Erwartungen eine männlich-geprägten Welt verbünden.
Das feministische Quasi-Musical begegnet den gegensätzlichen Protagonistinnen mit großer Wärme. Auf der Gestaltungsebene lässt Varda ihre typische, experimentierfreudige Handschrift immer wieder mit einem naturalistischen Stil zusammentreffen, der für französische Filme dieser Zeit typisch war. Jedoch bleibt das Kraftfeld der Freundschaft ist der zentrale Ort, an dem weitere Ideen miteinander kollidieren: Im Film treffen die 60er auf 70er, lautstarker Feminismus auf versöhnlichen Liberalismus sowie Häuslichkeit auf das freie, ungebundene Leben auf der Straße. (Text: Universität Bremen)
Ein Film, der Erfahrungen seit den 60er Jahren nicht in realistischer Manier verarbeitet, sondern häufig Tonart und Stil wechselt, wobei Gesangseinlagen erheblichen Raum einnehmen. Weniger eine analytisch stichhaltige Aufarbeitung als eine poetische Verdichtung, geprägt von Wärme und Sympathie für die Protagonisten, aber auch von einer gewissen Naivität. (www.filmdienst.de)
Agnès Varda setzt der Frauenbewegung in »Die eine singt, die andere nicht« 1977 ein lebhaftes Denkmal. Das Kino soll die Zeit nicht anhalten, korrigiert sie einen Gesprächspartner, sondern sie begleiten. Gleichviel, ob Varda Spiel- oder Dokumentarfilme dreht, stets will die Kamera reales Leben einfangen. Welch unschätzbares Kinoglück, dass diese Filmemacherin die Welt so fantasievoll betrachtete! (Gerhard Midding, www.epd-film.de)
Über uns von uns
Mi. 4.12. / 17:30mit Einführung von Prof. Dr. Winfried Pauleit
Regisseurin Rand Beiruty begleitet das Leben von sieben migrantischen jungen Frauen auf ihrem Weg zum Erwachsenwerden, 55 km von Berlin entfernt in Eberswalde, einer ostdeutschen Provinzstadt. Als Neuankömmlinge in der Stadt müssen die Mädchen nicht nur die typischen Herausforderungen des Teenagerlebens meistern wie Freundschaften, Schule und Selbstfindung, sondern sich auch an eine neue Kultur und Umgebung gewöhnen und sich mit den Nuancen ihrer Identität als Einwanderer und Flüchtlinge auseinandersetzen.
Ihre Erfahrungen mit Vertreibung, der kulturellen Anpassung und dem Assimilationsdruck machen ihre Erzählungen vielschichtiger. Parallel zu ihrem Alltag leitet die Regisseurin Workshops, in denen die Mädchen ihre Hoffnungen, Träume und Ängste durch Schreiben, Musik und Schauspiel erforschen und anschließend Szenen schreiben, die sie vor der Kamera darstellen. Diese Szenen werden in Traumsequenzen umgewandelt, in denen sich die Mädchen die Zukunft vorstellen, um ihre schmerzhaften Erfahrungen zu verarbeiten und sie spielerisch in Zukunftsperspektiven umzuwandeln. (Text: Universität Bremen)
Rand Beirutys Film eröffnet interessante Einblicke in die Lebenssituation junger Migrantinnen, die mit ihren Hoffnungen, Träumen und Problemen gesellschaftlich kaum wahrgenommen werden. (Bianca Piringer, www.kino-zeit.de)
Beirutys ungeschliffenen Handkamerabilder schaffen eine große Intimität und Nähe zu den Teenagern, die keine Scheu haben, von ihren Unsicherheiten und Sorgen zu berichten. Beiruty ist mit ihrer Kamera immer wieder kurz im Bild zu sehen und greift bisweilen aktiv ins Geschehen ein. Dies alles verleiht „Über uns von uns“ eine Aura der Unmittelbarkeit und unverstellten Authentizität. Aspekte und Eigenschaften, die gute, glaubhafte Dokumentarfilme auszeichnen. Filme, die das wahre Leben und echte Geschehnisse einfangen. (Björn Schneider, www.programmkino.de)
Im Lauf der Zeit
Mi. 27.11. / 17:30mit Einführung von em. Prof. Dr. Rainer Stollmann
Eines Tages als Bruno, Reparateur von Kinoprojektoren, mit seinem alten Möbelwagen durch die BRD fährt, liest er den gestrandeten Robert auf, der sich unlängst mit einem VW Käfer in die Elbe stürzen wollte, nachdem er sich tags zuvor von seiner Frau getrennt hat. Ihre Reise auf wenig befahrenen Landstraßen entlang der deutsch-deutschen Grenze nach Süden ist geprägt von Sprachlosigkeit, gescheiterten Beziehungen, Einsamkeit und das Kino. Statt einem komponierten Drehbuch, strukturiert die Reise durch Kleinstädte, in denen es noch Lichtspieltheater gibt, und die zentrale Männerfreundschaft den Lauf des Films.
Die Träumer
Mi. 20.11. / 17:30mit Einführung von Prof. Dr. Winfried Pauleit
Matthew, ein junger Amerikaner, kommt im revolutionären Sommer 1968 nach Paris und lernt auf einer Demonstration für Henri Langlois, der kürzlich aus der Cinémathèque Française entlassen wurde, das Zwillingspaar Isabelle und Theo kennen und zieht kurzerhand in deren Altbauwohnung. Im Tumult des revolutionären Sommers von `68 wird neben dem großbürgerlich eingerichteten Appartement auch die Filmgeschichte zur Insel der Freundschaft, die sowohl vom politischen Geschehen als auch von der Möglichkeit der Liebe strapaziert wird.
Über Bertoluccis nostalgischer, selbstkritischer und voyeuristischer Blick zurück auf die Zeit, in der das Kino noch ‚groß‘ war, lässt sich auch nach über zwei Jahrzehnten kontrovers diskutieren. Film und Kino sind hier nichts weniger Katalysatoren für Freundschaft, Liebe und Politisierung, wenn nicht gar ihr Ausgangspunkt.
Down by Law
Mi. 13.11. / 17:30mit Einführung von em. Prof. Dr. Rainer Stollmann
Eine Berufsfeindschaft im Rotlichtmilieu und eine Leiche im Kofferraum sorgen dafür, dass sich Jack und Zack zwischen Gitterstäben kennenlernen. Sie kommen mehr schlecht als recht miteinander aus. Die Stimmung in der Zelle wird den durch den neuen, nervtötenden Dauerredner und „Poolshark“ Roberto zunächst noch gereizter. Allerdings erweist sich Roberto als so temperamentvoll und zugewandt, dass aus den ungleichen Drei schnell eine warme Schicksalsgemeinschaft wird, die sich nach der Freiheit sehnt.
Regisseur Jim Jarmusch und Kameramann Robby Müller setzen das Trio stets gemeinsam im Bild, wohlwissend, dass der Film von ihrer unnachahmlichen Dynamik lebt.
Wo ist das Haus meines Freundes?
Mi. 6.11. / 17:30mit Einführung von Prof. Dr. Winfried Pauleit
Im Klassenzimmer droht ein autoritärer Lehrer Ahmeds Freund Mohamed mit dem Schulverweis, weil er wiederholt seine Hausaufgaben auf lose Zettel, und nicht wie vorgesehen in sein Hausaufgabenheft geschrieben hat. Nach der Schule stellt Ahmed mit Erschrecken fest, dass er das Heft seines Freundes eingesteckt hat und beschließt eigenhändig, das Haus seines Freundes ausfindig zu machen.
Ahmeds Weg durch die Dörfer und Landschaften um das iranische Koker erzählt täuschend simpel davon, wie weit wir für einen Freund gehen würden. Der Film versteht Freundschaft als etwas, das uns dazu bewegt, das richtige zu tun – ungeachtet davon, wie diese Freundschaft filmisch ausbuchstabiert wird. Kiarostamis Kinderfiguren verstehen das – die Erwachsenen, die Ahmed von seinem Weg abbringen wollen, eher weniger.