Der 10. Bremer Filmpreis der Kunst- und Kultur-Stiftung der Sparkasse Bremen für besondere Verdienste um den europäischen Film geht an den dänischen Regisseur Lars von Trier.

Er war der einzige Preisträger, der nicht nach Bremen zur Vergabe angereist ist. Der Schauspieler Udo Kier nahm für ihn die Ehrung entgegen und hielt auch die Laudatio. Lars Holbæk Trier wurde am 30.04.1956 in Kopenhagen als Sohn eines Beamtenpaares geboren. Sein Vater, jüdischer Herkunft, war zu Zeiten der deutschen Besatzung nach Schweden geflohen. Seine Mutter, die für das Dänische Sozialamt tätig war und sich später für Menschen mit Lernschwäche einsetzte, duldete keine Form von religiösem Glauben oder tiefen Emotionen im Alltag.
Er wird allgemein als der Kopf hinter dem anhaltenden Revival dänischer Filme angesehen. Nicht zuletzt wegen seiner zentralen Rolle bei Dogma95 hat Lars von Trier bedeutenden Einfluss auf eine neue Generation von Regisseuren sowohl in seinem Heimatland als auch in der gesamten Welt. Sein Filmschaffen reicht von Avantgarde zur Re-Interpretation klassischer Genres und er entwickelte eine cinematographische Ausdrucksweise, die zugleich äußerst symbolisch und intensiv emotional war. … mehr lesen

Aktuelle Informationen finden sich bei Wikipedia. 

 

Begründung der Jury

Der Bremer Filmpreis des Jahres 2008 geht an den dänischen Regisseur Lars von Trier. Er ist seit mehr als zwanzig Jahren eine Schlüsselfigur des europäischen Kinos - Erfinder und Visionär, Realist und Phantast, Anarchist und Dogmatiker. Von Trier ist ein Mephisto des Kinos, der dabei stets zerstören will und doch das Neue schafft. Am liebsten erzählt er von der Verkommenheit der menschlichen Natur, vom Bösen, das er mit unverhohlenem Zynismus triumphieren lässt. Für Lars von Trier ist das Kino ein Gesellschaftsspiel, in dem die Zivilisation verlieren muss. Die Regeln und Formen dieses Spiels bestimmt er allein und für jeden Film anders, arrogant, autoritär, mit der Ungeduld eines verzogenen Wunderkindes. Von Trier respektiert nichts und zweifelt an allem. Er ist ein Ketzer ohne Glauben, ein Revolutionär ohne Utopie, ein Regisseur, der seine Kunstform ins Kreuzverhör nimmt und immer wieder aufs Neue an ihre Grenzen führt. Sein Kino lebt von Widersprüchen, die Lars von Trier sich und seinen Zuschauern zumutet. Solange es ihn gibt, steht nichts still. Wenn der Bremer Filmpreis für Radikalität offen ist, dann muss Lars von Trier mit diesem Preis ausgezeichnet werden.
 

Die Jury

Katja Nicodemus, Filmredakteurin »Die Zeit«
Hans Helmut Prinzler, Filmhistoriker, bis 2005 Leiter des Filmmuseums Berlin
Andres Veiel, Regisseur
 

Laudatio

Udo Kier

 

Der 10. Bremer Filmpreis wurde von Edeltraut Rath gestaltet und "eingetütet".

Edeltraut Rath zu ihrem Objekt:

„Alea iacta est“ (Julius Caesar) Der Würfel ist gefallen: Lars von Trier bekommt den Bremer Filmpreis 2008. Meine Preisgestaltung ist ein Sechseck, aufgeteilt in 3 gleiche Flächen und mit Goldtönen in 3 unterschiedlichen Helligkeitsstufen bemalt. Diese Form erscheint, aus einigem Abstand gesehen, dreidimensional und sieht wie ein goldener Würfel aus. Ein eigentlich flächiges Objekt wird räumlich wahrgenommen. Film ist auch die Darstellung von Raum auf einer Fläche, der Projektionswand. Lars von Trier sagt in einem Interview, er führe die Dinge gerne auf das Wesentliche zurück. Der Würfel, basierend auf einer geometrischen Grundform, dem Quadrat, ist auch eine Ursprungsform. Mit Hilfe des Würfels können zahlreiche Körper konstruiert werden. Mein künstlerischer Ansatz basiert, wenn auch auf einer ganz anderen Ebene, der der konkreten Kunst, auf dem gleichen Arbeitsprinzip. Ich führe Formen, Farben, Muster und Ornamente gerne auf ihren Ursprung zurück, um sie zu verstehen und aus ihren Wirkprinzipien zu lernen. Den geometrischen Grundformen Kreis, Quadrat und Dreieck gilt deshalb mein besonderes Interesse. Den Würfel finde ich auch deshalb besonders passend, weil er als Form Bewegung impliziert. Einen Würfel bewegt man, man spielt mit ihm und Film ist immer auch Bewegung.“